Josephinum

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Franziska zu Reventlow im Josephinum, fotografiert von ihrem Arzt Dr. Werner von Noorden, 1895 (Archiv Monacensia)

Krankenhaus Josephinum 1895

Ich wurde unendlich viel weiser
auf meiner Lagerstatt.
Der Husten röchelt so heiser,
der Atem geht pfeifend und matt.

Nun muss ich hier trostlos verenden
wie der erste beste Hund.
Wie log der alte Doktor –
er sagte, ich würde gesund.

(Gedichte in Sämtliche Werke 5, S. 39)

Franziska zu Reventlow berichtet in ihrem Tagebuch immer wieder von Phasen körperlicher Schwäche und akuten Krankheiten, die sie jedoch nicht näher benennt. In den Auszeiten, die Klinikaufenthalt und Rekonvaleszenz für sie bedeuteten, lässt sie ihr bisheriges Leben immer wieder an sich vorbeiziehen. Doch gegenüber anderen Menschen ist sie zurückhaltend. Sie ist eine Meisterin der Tarnung und Selbstinszenierung – nicht um bewundert zu werden, sondern um sich selbst zu schützen. Sie will die Rolle, in der sie der Welt um sie herum gegenübertritt, selbst bestimmen. „Ich bin körperlich so herunter und immer der forcierte Mut wenn mich andre sehn. Ich kann nicht ertragen, dass jemand sieht wie mir wirklich ist“; vertraut sie am 10. Mai 1897 ihrem Tagebuch an.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt