Bei meinen Großeltern ist es furchtbar schön gewesen. (Lausdirndlgeschichten, S. 38)

Lena Christ kam am 30. Oktober 1881 im oberbayerischen Glonn zur Welt. Als Mutter wurde auf dem Standesamt die ledige Maurerstochter Magdalena Pichler aus Glonn angegeben, als Vater der aus Mönchsroth bei Dinkelsbühl stammende ledige Bedienstete Karl Christ, der bei dem Münchner Rittmeister Hornig angestellt war. Am 7. Dezember 1881 erkannte er vor dem Ebersberger Amtsgericht die Vaterschaft an. Als Vormund wurde der verheiratete Maurer Mathias Pichler, Magdalena Pichlers Vater, eingesetzt.
Später, nach dem Erscheinen der Erinnerungen einer Überflüssigen, kam es zu Zweifeln und Legendenbildungen. Obwohl im Amtsgericht Ebersberg aktenkundig, wurde die Vaterschaft Karl Christs in Frage gestellt, da einige Ungereimtheiten entstanden waren. In den Erinnerungen einer Überflüssigen lässt Lena Christ die Mutter erklären, er habe 1883 nach Amerika auswandern wollen und sei mit dem Schiff Cimbria untergegangen. Dem Wahrheitsgehalt widerspricht, dass er auf der Passagierliste der Hapag-Gesellschaft nicht aufgeführt ist. Lena Christ übernimmt zwar die Auswanderergeschichte in ihren Lausdirndlgeschichten – sie scheint von der Idee eines neuen Lebens in der neuen Welt fasziniert gewesen zu sein –, doch nicht ohne Zweifel: „Meine Mutter sagt zwar, dass er damals, wie der Dampfer Cimbria untergegangen ist, auch dabei war. Aber ich glaube es nicht mehr.“ (Lausdirndlgeschichten, S. 104)
Als Lena Christ geboren wurde, befand sich der Ort Glonn mitten in der Aufbruchstimmung der Gründerzeit. Er zählte knapp 500 Einwohner. Neue Häuser wurden gebaut, neue Gastwirtschaften gegründet. Während es bis 1862 nur eine Gastwirtschaft gegeben hatte, die das soziale Leben dominierte, kamen innerhalb der nächsten fünfzehn Jahre sieben weitere dazu, darunter auch der Gasthof „Neuwirt“, der dem Hansschusteranwesen gegenüberlag. Das Dorf erlebte einen vielfältigen Aufschwung: 1864 wurde es Postort, ab 1883 kam die Personenbeförderung per Kutsche dazu. Schon als Kind erfuhr Lena Christ also, dass es eine Welt außerhalb der Dorfgrenzen gab. Glonn war keine End-, sondern eine Zwischenstation – davor und dahinter taten sich Möglichkeiten auf. Diese Gewissheit verstärkte sich noch, als 1894 der Anschluss an das Bahnnetz erfolgte, das zuvor nur bis Grafing gereicht hatte. 1901 wurde Glonn zum Markt erhoben.
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Lena Christ kam am 30. Oktober 1881 im oberbayerischen Glonn zur Welt. Als Mutter wurde auf dem Standesamt die ledige Maurerstochter Magdalena Pichler aus Glonn angegeben, als Vater der aus Mönchsroth bei Dinkelsbühl stammende ledige Bedienstete Karl Christ, der bei dem Münchner Rittmeister Hornig angestellt war. Am 7. Dezember 1881 erkannte er vor dem Ebersberger Amtsgericht die Vaterschaft an. Als Vormund wurde der verheiratete Maurer Mathias Pichler, Magdalena Pichlers Vater, eingesetzt.
Später, nach dem Erscheinen der Erinnerungen einer Überflüssigen, kam es zu Zweifeln und Legendenbildungen. Obwohl im Amtsgericht Ebersberg aktenkundig, wurde die Vaterschaft Karl Christs in Frage gestellt, da einige Ungereimtheiten entstanden waren. In den Erinnerungen einer Überflüssigen lässt Lena Christ die Mutter erklären, er habe 1883 nach Amerika auswandern wollen und sei mit dem Schiff Cimbria untergegangen. Dem Wahrheitsgehalt widerspricht, dass er auf der Passagierliste der Hapag-Gesellschaft nicht aufgeführt ist. Lena Christ übernimmt zwar die Auswanderergeschichte in ihren Lausdirndlgeschichten – sie scheint von der Idee eines neuen Lebens in der neuen Welt fasziniert gewesen zu sein –, doch nicht ohne Zweifel: „Meine Mutter sagt zwar, dass er damals, wie der Dampfer Cimbria untergegangen ist, auch dabei war. Aber ich glaube es nicht mehr.“ (Lausdirndlgeschichten, S. 104)
Als Lena Christ geboren wurde, befand sich der Ort Glonn mitten in der Aufbruchstimmung der Gründerzeit. Er zählte knapp 500 Einwohner. Neue Häuser wurden gebaut, neue Gastwirtschaften gegründet. Während es bis 1862 nur eine Gastwirtschaft gegeben hatte, die das soziale Leben dominierte, kamen innerhalb der nächsten fünfzehn Jahre sieben weitere dazu, darunter auch der Gasthof „Neuwirt“, der dem Hansschusteranwesen gegenüberlag. Das Dorf erlebte einen vielfältigen Aufschwung: 1864 wurde es Postort, ab 1883 kam die Personenbeförderung per Kutsche dazu. Schon als Kind erfuhr Lena Christ also, dass es eine Welt außerhalb der Dorfgrenzen gab. Glonn war keine End-, sondern eine Zwischenstation – davor und dahinter taten sich Möglichkeiten auf. Diese Gewissheit verstärkte sich noch, als 1894 der Anschluss an das Bahnnetz erfolgte, das zuvor nur bis Grafing gereicht hatte. 1901 wurde Glonn zum Markt erhoben.
Kommentare
Das Haus der Großeltern war wohl nicht das Hans-schusterhaus. Richtig wäre wohl Handschusterhaus; der Großvater wird der Hand-schuster geheißen, wie es Lena Christ auf S. 6 in den "Erinnerungen einer Überflüssigen" erzählt und dabei sich selbst als die Handschusterleni bezeichnet.
Sehr geehrter Herr Niedermayr,
das s ist korrekt! Schon seit etwa 1800 ist in den Urkunden vom Hansschusterhaus die Rede. Mathias Pichler, Lenas Großvater, übernahm das Anwesen 1851 - vor seiner Hochzeit - von seinen Eltern. Er war fortan der Hansschuster. Warum Lena Christ das d wählt, ist nicht bekannt. Allerdings schwärmt sie in den "Erinnerungen" von den schönen Händen des Großvaters und davon, dass ihm alles leicht von der Hand ging. Möglicherweise wählt sie deshalb diese Namensvariante...
Mfg, Gunna Wendt
Für diese These spricht auch folgender Link:
http://www.literaturportal-bayern.de/themen?task=lpbtheme.default&id=347. Es geht um die Differenz zwischen Wahrheit und Fiktion, um Urkundenbeleg (mit -s) und Lena Christs eigenen "Erinnerungen" (mit -d).
Die Frage "Hansschuster" oder "Handschuster" klärt sich meiner Meinung nach schnell, wenn sie von der phonetischen Seite her betrachtet wird: Die kleine Leni in Glonn, und auch später die Schriftstellerin, wird den Hofnamen "Hansschuster" wohl nie schriftlich gesehen haben - Hofnamen werden kaum je verschriftlicht. Und spricht man das Wort "Hansschuster" schlampig und bayerisch aus, kann man da sehrwohl ein "d" zwischen dem "Han" und dem "schuster" wahrnehmen bzw. heraushören. Ich denke daher nicht, dass Lena Christ je darüber nachgedacht hat, ob "Hans" oder "Hand" - sie hörte da immer nur ein "Hand" und hat das wenig hinterfragt.