Heinrich Laube über München

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Im Münchner Bockskeller, um 1890 (Archiv Monacensia)

Dann gingen wir in den „Hirsch“. Wir saßen und tranken und hörten dazwischen ein altes Lied vom bayrischen Himmel. Es verspricht lauter reelle Vergnügen: wohlausgekochte Klöße, trefflich aufgewärmtes Sauerkraut und Bier von der ersten Sorte. Dieses Lied ist von ergreifender Wahrheit. Der Moslem erwartete im Himmel die schönsten Huris und die schnellsten, gelenkigsten Pferde, der Bayer erwartet Bier und nochmals Bier. Träumte er aber von Allahs eigener Seligkeit, so sieht er ihn sich an einer Flasche Bockbier erfreuen. Die Herren an unserem Tische sahen alle wohlgenährt aus und trugen Barte. Höchst energisch blickten sie hinter ihrem Glase empor und erklärten, wenn sie erst anfingen, da würfen sie die Erde in den Mond. Aber sie fingen nicht an.

Heinrich Laube, Reisenovellen, 1836 (Zit. aus: Heinrich Laube: Reisenovellen [1836]. Berlin 1993)

 

Heinrich Laube (1806-1884), deutscher Schriftsteller; Aufenthalt in München: 1833

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek