Margaret von Ehrenberg, the Artist-Wife (1853)

Margaret von Ehrenberg, the Artist-Wife ist eine Novelle, die zuerst 1853 in der Sammlung Stories of English and Foreign Life erscheint, herausgegeben von Mary Howitt und ihrem Mann William. In den USA wird die Novelle in einer anderen Sammlung unter Mary Howitts Namen herausgegeben, was darauf schließen lässt, dass sie von Mary allein verfasst ist. Sie scheint aber stark vom Leben und Schreiben ihrer Tochter Anna Mary beeinflusst zu sein: Anna Mary verbringt fast zwei Jahre als Künstlerin in München und schreibt über ihre Erfahrungen in An Art-Student in Munich; das Buch erscheint wenige Monate vor Stories of English and Foreign Life. Sowohl Margaret von Ehrenberg, the Artist-Wife (fiktional) als auch An Art-Student in Munich (autobiographisch) handeln von vergleichsweise unabhängigen Frauen, die als Künstlerinnen in München tätig sind. Beide Geschichten beinhalten auch Beschreibungen eines Faschingsballs, die so ähnlich sind, dass dieser Teil in Margaret von Ehrenberg, the Artist-Wife vermutlich von Mutter und Tochter zusammen stammt.

Die Novelle spielt Mitte des 19. Jahrhunderts und handelt von Margaret Harwood, einer jungen, englischen Künstlerin, die daheim keine Ausbildung bekommen kann. Sie reist mit ihrer Mutter nach Dresden und verdient dort Geld, indem sie Gemälde aus Galerien abmalt. Ihre Mutter stirbt und sie reist nach München weiter, wo sie sich in der Münchner Kunst- und Kulturszene einlebt und den Baron Conrad Adelbert von Ehrenberg heiratet. Der Baron lebt ein extravagantes Leben und macht sich mit ihrem Geld auf und davon. Margaret muss seine Schulden durch ihr Einkommen abbezahlen und zieht nach Paris, wo der Baron in der Revolution von 1848 stirbt und Margaret sein Vermögen vermacht. Die Geschichte endet glücklich: Margaret zieht mit ihrer englischen Familie und ihrer Freundin Ludmilla nach England, wo sie sich der Kunst widmen kann.

Ähnlich wie Margaret reisen viktorianische Schriftstellerinnen und Künstlerinnen wie Mary und Anna Mary Howitt, Elizabeth Gaskell und Katharine Bradley während des 19. Jahrhunderts von England nach Deutschland, wie Linda K. Hughes in ihrem Buch Victorian Women Writers and the Other Germany – Cross-Cultural Freedoms and Female Opportunity beschreibt. Ihre Erfahrungen sind zum einen geprägt und ermöglicht durch ihren Status als gut situierte, weiße Frauen, zum anderen motiviert durch ihr Geschlecht (und ihre Sexualität). Besonders der Norden Deutschlands wird als emanzipierter wahrgenommen: Sie beschreiben, wie sie sich dort freier bewegen können, mehr intellektuelle Freiheiten haben oder evangelische Scheidungen verhältnismäßig einfach vollzogen werden können (letzteres Detail wird auch in At Odds aufgegriffen). Neben den spezifischen Erfahrungen ihrer Tochter beschreibt Mary Howitt in dieser Novelle also auch größere Trends der damaligen Zeit.

Quellen:

Howitt, Mary (1853): Margaret von Ehrenberg, the Artist-Wife. Stories of English and Foreign Life. Hg. William Howitt und Mary Howitt. London, Henry G. Bohn, S. 1-148.  

Howitt-Watts, Anna Mary [1853] (1880): An Art-Student in Munich. Bd. I und II. London, Thos. De la Rue & Co.

Hughes, Linda K. (o.D.): Victorian Women Writers and the Other Germany – Cross-Cultural Freedoms and Female Opportunity. Cambridge, Cambridge University Press.

Tautphoeus, Jemima von [1850] (1852): A. Z. Aus dem Münchner Leben. Bd. IV. Grimma/Leipzig, Comptoir.

Verfasst von: Johanna Hadyk