Die Rapperin, die verzaubert: Nina „Fiva“ Sonnenberg

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CD-Cover © Blickpunkt Pop

Es bedurfte einiger Hartnäckigkeit und wahren Überredungskünsten, um Münchens große weibliche HipHop-Hoffnung erstmals auf den Slam zu bekommen. Im April 2002 war es dann endlich soweit und prompt siegte sie und wirkte, als hätte sie nie etwas anderes getan als ohne Beat zu rappen. (Bylanzky & Patzak, 2002, S. 21).

So beschreiben Ko Bylanzky und Rayl Patzak Fivas (*1978) steilen Einstieg in die Poetry-Slam-Szene. 2003 wird sie Drittplatzierte bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften, 2005 belegt sie im Teamwettbewerb zusammen mit Nora Gomringer und Mia Pitroff den ersten Platz. Heute ist die gebürtige Münchnerin jedoch vorrangig als Moderatorin und vor allem als Rapperin tätig.

In ihren Poetry-Slam-Texten spürt man auch ohne musikalische Begleitung den Beat und die Buchstaben bilden die Melodie. Häufig gibt es wiederkehrende Elemente, die eine Art Refrain bilden. Ihr eindringlicher Sprech-Singsang bleibt im Kopf und noch mehr ihre Botschaften. Mit scharfem Blick erzählt sie von allerlei Zwischenmenschlichem, von Themen, mit denen sich jeder identifizieren kann und mit denen sie einen Nerv trifft. So kritisiert beispielsweise ihr Text Tief unten – nicht Ich die Tatsache, dass sich Frauen in Beziehungen häufig völlig unterordnen und verstellen:

Wer soll ich für dich sein?
Die süße kleine Unverbrauchte, die nie trank und nie rauchte?
Dein kleines Mäuschen ohne Meinung?
Der Tiger zum Zähmen?
Der Freund zum Anlehnen?
Dein dich liebendes Frauchen, gut zum Passbildchen tauschen,
Hör in den Ohren nur Rauschen,
Und warte auf deinen Empfang.
Willst du mich biegen und brechen, fang jetzt damit an.
Ich bin ein Satzbaukasten mit verschiedenen Teilen.
Nimm dir die Anleitung zu Herzen und lies zwischen den Zeilen.
(0:54-1:18 min)

An den Themen von Fivas Texten und der Art ihres Vortrags hat sich bis heute nur wenig verändert. Der größte Unterschied ist die musikalische Begleitung. Und das hat den entscheidenden Vorteil, dass man nun während des Zuhörens auch noch dazu tanzen kann.

Verfasst von: Marina Babl

Sekundärliteratur:

Ko Bylanzky und Rayl Patzak: Planet Slam. Das Universum Poetry Slam. München 2002, S. 21.

Externe Links:
Fivas Homepage



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