Slam Poetry

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Wie kommt man zu einem authentischen Auftritt? © Pixabay

Das Genre der Slam Poetry umfasst nach Franziska Holzheimer (2014) „[…] all jene Stücke […], die Authentizitätsstrategien als Folge wettbewerbsorientierten Schreibens und Darbietens aufweisen“ (S. 15).

Auch wenn also an sich beim Poetry Slam jede Art von Text erlaubt ist, können sich die Rahmenbedingungen des Events spürbar auf Text und Vortrag der Slammerinnen und Slammer auswirken, gegebenenfalls bewusst oder unbewusst mit dem Ziel, die eigenen Gewinnchancen zu maximieren.

Dabei ist gerade Authentizität bzw. der Eindruck davon für das Publikum ein wichtiges Bewertungskriterium: Text und Performance müssen „zusammenpassen“. Dies liegt daran, dass die Diskrepanz zwischen der gespielten Figur und der tatsächlichen Erscheinung des Darstellers bei einem Slampoeten aufgehoben wird:

Da das Publikum weiß, dass jeder Akteur bei einem Poetry Slam seinen Text selbst geschrieben hat, wird der Slampoet von den Zuschauern nicht wie bei einem Theaterschauspieler als ausführendes Instrument bzw. als verkörperlichter Übermittler zwischen Text und Zuschauer angesehen, sondern als die Verkörperung seines Textes. […] Das lyrische Ich und der Slammer verschmelzen für die Zuschauer zu einer Person.
(Masomi 2012, S. 59)

Um diesen Effekt zu verstärken, werden Slam-Texte häufig aus der Ich-Perspektive geschrieben. Des Weiteren beziehen sich Slampoeten in ihren Texten oft auf ihr äußeres Erscheinungsbild, ihre Herkunft oder auf (vermeintlich) persönliche Erlebnisse. Inszenierte Spontanität in den Einleitungsworten sowie inhaltlich passende Gestik, Mimik, Körperhaltung und Kleidung runden den authentischen Gesamteindruck ab.

Die Art des Vortrags ist somit beim Poetry Slam eine absolut entscheidende Komponente und das Genre Slam Poetry zeichnet sich unter anderem auch dadurch aus, dass die Darbietung desselben Textes bei jedem Auftritt einzigartig ist:

Viele der vorgetragenen Texte entwickeln ihre Intensität erst durch die Verknüpfung mit der Performance. Ihre Qualität wird teilweise nur sichtbar, wenn man sie live hört oder sieht. Die private Lektüre der Bühnenstücke ist nicht vergleichbar mit der Rezeption bei einer leiblichen Ko-Präsenz von Literaturkonsument und -produzent, denn diese Texte werden explizit für die Liveperformance geschrieben und bedienen sich performativer Mechanismen, welche die Intensität des Vermitteln und somit die Rezeption der Texte für den Zuschauer enorm steigern.
(Masomi 2012, S. 50f.)

Um seine volle Wirkung entfalten zu können, benötigt Slam Poetry also eine Bühne. Heute gibt es hierfür überall auf der Welt die verschiedensten Veranstaltungsformate. Dabei liegen die Anfangsjahre des Poetry Slams noch gar nicht allzu lange zurück.

Verfasst von: Marina Babl

Sekundärliteratur:

Franziska Holzheimer: Strategien des Authentischen. Herausforderungen einer literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Literatur sekundärer Oralität am Beispiel Poetry Slam. Paderborn 2014, S. 15, 24ff.

Franziska Holzheimer: Das literarische Genre Poetry Slam? In: Karsten Strack und Michael Serrer: Poetry Slam. Das Handbuch. Paderborn 2017, S. 58f.

Sulaiman Masomi: Poetry Slam. Eine orale Kultur zwischen Tradition und Moderne. Paderborn 2012, S. 50f., 59.