Erika Fuchs Haus: Museum für Comics und Sprachkunst

„Was ist ein Erikativ?“ – Grübel, grübel und studier ...

Solche und weitere Fragen werden seit August 2015 im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach a.d. Saale beantwortet. Dabei handelt es sich um das erste Comic-Museum in Deutschland und sogar um das erste weltweit, das einer Übersetzerin gewidmet ist. Wie es so schön auf dem Flyer des Museums heißt: „Dr. Erika Fuchs brachte Donald Duck das Quaken bei“.

Mehr als vierzig Jahre übersetzte und interpretierte sie die amerikanischen Disney Comics, besonders die Duck-Geschichten von Carl Barks ins Deutsche. Dabei prägte sie eine ganz eigene Sprachkunst mit vielen Alliterationen (Wortfolgen mit gleichem Anfangsbuchstaben: „Getäuscht! Genarrt! Gescheitert!“), Onomatopoetika (Lautmalerei: „quietsch“) und dem Inflektiv (auf den Wortstamm verkürzte Verben: „grübel“, „zitter“), den sie zwar nicht erfunden, aber populär gemacht hat und der ihr zu Ehren oft als Erikativ bezeichnet wird.

Fuchs übersetzte nicht nur, sondern schuf einen eigenen Kosmos Entenhausen, in dem sie die Figuren und Orte benannte, an die deutsche Lebensweise anpasste und mit Wortspielen und Zitaten der Klassiker und der Populärkultur spickte. Der preisgekrönte Comiczeichner Simon Schwartz hat für das Museum exklusiv einen raumhohen biografischen Comic verfasst, in dem der Besucher Episoden aus dem Leben der Micky-Maus-Chefredakteurin nachlesen kann. Der größte Ausstellungsraum ist der Sprachkunst der Übersetzerin gewidmet, in dem interaktive Stationen dazu einladen, Sprache spielerisch zu erkunden. Namhafte deutschsprachige Comickünstler und -künstlerinnen haben aus Texten von Erika Fuchs neue Geschichten geschaffen, die im Museum präsentiert werden. Hier sieht man Originalzeichnungen von Ulli Lust, Ralf König, Flix, Reinhard Kleist, Sarah Burrini, Nicolas Mahler, Aisha Franz und Martina Peters.

Für viele dürfte das Highlight jedoch das 130 qm große begehbare Entenhausen sein. Wie die Museumsleiterin Alexandra Hentschel im Interview mit Comic Report über das Eröffnungswochenende berichten konnte: „Im Talerbad spielten den ganzen Tag über Kinder, wenn sie nicht durch ausgewachsene Männer verdrängt wurden, die sich wohl einen Kindheitstraum erfüllt haben.“ Ein interaktiver Stadtplan erläutert spannende Details über Geographie und Architektur der fiktiven Stadt. Oder vielleicht nicht ganz so fiktiv, denn Erika Fuchs hat unsere Bezeichnungen von Entenhausen und Umgebung geprägt und dabei mit Vorliebe auf Namen ihrer Region Schwarzenbach zurückgegriffen.

Das Museum richtet sich an kleine und große Besucher, für die auch auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittene Führungen angeboten werden. Keine Angst: Wem Comics noch eher fremd sind, bekommt im ersten Raum eine Einführung in deren Geschichte und die eingefleischten „Donaldisten“ können in der vorhandenen Bibliothek ihren Studien nachgehen. Zudem bietet das Museum wechselnden Veranstaltungen, Ausstellungen und Lesungen zum Thema ein Forum.

 

Externe Links:

Homepage

Bericht zur Eröffnung auf Comicreport

Artikel im Oberpfälzer Kurier

Artikel in der Frankenpost

Artikel in Der Spiegel

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Ingold Zeisberger