Wettbewerb: Gramic

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© Gramic

Comics in der Kirche? Für den evangelischen Presseverband Bayern ist das kein Gegensatz. 2013 schrieb er zum ersten Mal einen Preis unter dem Motto „Toleranz in Comics & Graphic Novels“ in drei Sparten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus. Anlass war die Lutherdekade, die in dem Jahr unter dem Thema „Reformation und Toleranz“ stand. Die drei ersten Plätze aus über 120 Einsendungen aller drei Sparten bekamen den Gramic-Award verliehen. Zur Jury gehörten der Cartoonist Werner Tiki Küstenmacher, der Augsburger Illustrationsprofessor Mike Loos, der Comic-Künstler Uli Oesterle und der Leiter des Münchner Comic Festivals Michael Kompa.

Und so trocken wie der Text der Ausschreibung zunächst wirken mag: „Der Gramic-Wettbewerb fordert Illustratoren, Zeichner, Comickünstler dazu auf, sich kritisch mit dem Erbe der Reformation zu beschäftigen und eine eigene Antwort zu finden auf die Frage, was Toleranz heute bedeutet oder bedeuten sollte“, ist das Ergebnis wahrlich nicht geworden. Gerade die jüngsten Beitragenden haben sich intensiv mit dem Thema Mobbing in seinen verschiedenen Spielarten auseinandergesetzt. Dabei fällt auf: Das Gerechtigkeitsempfinden ist groß, alle Geschichten haben ein Happy End. Bei den Jugendlichen werden die Techniken anspruchsvoller und das Genrewissen größer, die Arbeiten orientieren sich an Mangas und Graphic Novels. Die erwachsenen Sieger setzten sich erfolgreich mit dem Leben eines Obdachlosen auf der Straße, dem Umstand, wie viel leichter es oft Kindern fällt, dem Fremden zu begegnen, sowie den Menschenrechten auseinander.

Aus den Einsendungen entstand eine Ausstellung, die zunächst in der St. Markuskirche München gezeigt wurde und im Anschluss zwei Jahre durchs Land zog und auch auf dem Comic-Salon Erlangen und dem Comic Festival München ihren Platz fand. Jede Tafel ist einem Künstler gewidmet und zeigt eine komplette Geschichte oder den Auszug aus einer längeren Graphic Novel. Mit in der Ausstellung sind alle drei Sieger der drei Kategorien und ausgewählte andere Einsendungen. Zu sehen sind Arbeiten von Kindern und Jugendlichen als auch Werke von renommierten Künstlern wie David Füleki, Simon Schwartz, Birgit Weyhe, Yi Luo oder Isabell Ristow. Alle drei Kategorien sind in einer zahlenmäßig gleichwertigen Anzahl an Werken vertreten.

Mittlerweile ist aus dem Projekt eine Leihaustellung geworden, die öffentliche Einrichtungen wie Museen, Galerien, Jugend- und Medienzentren, Rathäuser oder kirchliche Einrichtungen beim Presseverband für 4 bis 6 Wochen ausborgen können. So soll ein neuer Ansatz zur Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht werden.

Zum Lutherjahr 2017 hatte der Evangelische Presseverband eine neue Leihaustellung zu „Luther in Comics, Cartoons und Graphic Novels“ herausgebracht.

 

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Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Ingold Zeisberger