Liga Pro Cultura Alemana (LPC)

Im Frühjahr 1938 wird mit der Liga Pro Cultura Alemana (LPC) die erste deutsche Exilorganisation in Mexiko gegründet. Initialzündung für die Gründung der Liga ist ein Aufritt Ernst Tollers in Mexiko Stadt zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution. Bereits kurz zuvor hatte Toller beim Deutschen Tag in New York in seiner Rede „Unser Kampf um Deutschland“ gewarnt:  

Wenn es der Welt nicht gelingt, Hitler zum Frieden zu zwingen, wird er Deutschland und Europa in einen Trümmerhaufen verwandeln und die Zivilisation vernichten [...] Möge nicht wieder über dieser Epoche das Wort stehen, das der künftige Historiker als Motto den vergangenen Jahren geben wird: Was erkannt wurde, wurde zu spät erkannt. Wo gehandelt wurde, wurde zu spät gehandelt. [...] Unrecht, das an einem Menschen begangen wird, ist Unrecht, das an der Menschheit begangen wird. Ich wende mich an alle Menschen guten Willens, in denen das Gefühl für Gerechtigkeit lebt. Wenn morgen Thälmann den Henkern ausgeliefert wird, wird die Gerechtigkeit dem Henker ausgeliefert. [...] Der Kampf für Gerechtigkeit kennt keine nationalen Grenzen!

(Ernst Toller: Gesammelte Werke. Bd. 1: Kritische Schriften, Reden und Reportagen. Hg. v. John M. Spalek und Wolfgang Frühwald. Hanser Verlag, München 1995, 207f.)

Obwohl die meisten ihrer Mitglieder politisch links stehen, wird das Prinzip der Überparteilichkeit im Gründungsstatut der Liga festgeschrieben. Die Vereinigung fördert den Austausch zwischen Exilanten und Exilland, indem sie Vorträge zur deutschen Kultur, Geschichte, Kunst, Musik und Philosophie einerseits, Vorträge von mexikanischen Gewerkschaftern, Intellektuellen, Künstlern und Politikern andererseits organisiert. Zwischen Herbst 1938 und Frühjahr 1939 finden unter anderem Vortragsreihen zu Nationalismus und Faschismus statt, für die das Künstlerkollektiv Taller de Gráfica Popular (TGP) (Werkstatt für volkstümliche Graphik) die Werbeplakate entwirft.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wird die Liga zur Hilfsorganisation für die zahlreichen Emigranten, die nach Mexiko strömen. Mit dem Überfall der Wehrmacht auf die UdSSR erfolgt innerhalb des Emigrantenlagers in Mexiko eine starke Politisierung. Die Liga unter dem Berliner Journalisten Heinrich Gutmann kann sich mit ihrem Gebot der Überparteilichkeit gegenüber der KPD in Mexiko nicht behaupten. Die Gründung der Zeitschrift Freies Deutschland, der Bewegung Freies Deutschland in Mexiko und des Heinrich-Heine-Klubs schwächt die Position der Liga zuletzt auch bei der Regierung und den Gewerkschaften Mexikos.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl