Der Deutsche PEN im Exil

Bereits im Februar 1933 wird der deutsche P.E.N gleichgeschaltet. Sein langjähriger Vorsitzender Alfred Kerr hat Deutschland bereits verlassen, der Vorstand um Hanns Martin Elster, Theodor Däubler und Herwarth Walden tritt zurück. Neuer Vorsitzender wird das NSDAP-Mitglied Hanns Johst, der seit 1918 am Starnberger See lebt. Johsts größter Erfolg ist das Drama Schlageter, das er „in liebevoller Verehrung“ Adolf Hitler widmet. 1933 schreibt er an seinen Duz-Freund Heinrich Himmler bezüglich Klaus Mann: „Da dieser Halbjude schwerlich zu uns herüber wechselt wir ihn also leider nicht auf’s Stühlchen setzen können, würde ich in dieser Angelegenheit doch das Geiselverfahren vorschlagen. Könnte man nicht vielleicht Herrn Thomas Mann, München, für seinen Sohn einwenig inhaftieren? Seine geistige Produktion würde ja durch eine Herbstfrische in Dachau nicht leiden [...].“ (Düsterberg, Rolf [2004]: Hanns Johst: „Der Barde der SS“ Karrieren eines deutschen Dichters. Schöningh-Verlag, Paderborn, S. 288)

Klaus Mann seinerseits karikierte Johst 1936 in Mephisto als Cäsar von Muck.

Auf dem 11. Internationalen PEN-Kongress in Ragusa im Mai 1933 kritisiert nicht nur Ernst Toller das Verhalten des Deutschen PEN gegenüber verfolgten Kollegen sowie seine Nähe zum Regime scharf. Daraufhin tritt die deutsche Gruppe aus dem internationalen PEN aus. Im Exil in London begründen verfolgte deutsche Schriftsteller als neue Vertretung deutscher Literatur im Internationalen PEN im Dezember 1933 den deutschen PEN-Club im Exil. 1934 übernimmt Heinrich Mann die Präsidentschaft des Verbandes, der noch im selben Jahr beim 12. Internationalen Schriftstellerkongress in Glasgow offiziell anerkannt wird. Der neuen Vereinigung gehören unter anderem Thomas und Klaus Mann, Rene Schickele, Bruno Frank, Oskar Maria Graf, Ludwig Marcuse, Heinrich Eduard Jacob, Ernst Toller und Lion Feuchtwanger an.

Dieser reist 1937 auf Vorschlag von Heinrich Mann zum Internationalen PEN-Kongress in Paris als Hauptdelegierter an. In seiner Rede verweist er zu Recht darauf „dass von den rund hundert Schriftstellern, die innerhalb der deutschen Grenzen Geltung hatten, heute noch zwölf innerhalb dieser Grenzen leben [...]. Von den Schriftstellern, die [...] Weltgeltung haben, leben innerhalb der deutschen Reichsgrenzen noch nicht zwei.“ (Lion Feuchtwanger: Wie das Dritte Reich die Schriftsteller verfolgt“, Pariser Tageszeitung 2 [1937], Nr. 376, 23. Juni 1937, S. 1)

(Peitsch, Helmut [2006]: „No Politics“? Die Geschichte des deutschen PEN-Zentrums in London 1933-2002. V&R unipress, Göttingen)

Der von Hitler 1944 als einer von sechs deutschen Schriftstellern in die „Gottbegnadetenliste“ aufgenommene Hanns Johst stirbt 1978 in Ruhpolding.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl