KZ Gigling

Norbert Frýd war der einzige Überlebende seiner Familie. Er blieb in der ČSSR und arbeitete zunächst als Journalist und Funktionär der Kommunistischen Partei. 1946 änderte er seinen Namen von Fried in Frýd. 1947 wurde er Kulturattaché der tschechischen Republik in den USA und Mexiko. In den folgenden Jahren bereiste er in diplomatischen Diensten Südamerika und arbeite beim Rundfunk. Ab 1953 lebte er als freier Schriftsteller. 1956 veröffentlichte er seinen erfolgreichsten Roman Kartei der Lebenden. Der KZ-Roman, der 1944 im fiktiven bayerischen KZ Gigling angesiedelt ist, nahm Hannah Arendts These von der „Banalität des Bösen“ vorweg: „Die Durchschnittlichkeit dieser Leute, glaubt mir, war das Entsetzlichste und Gefährlichste an ihrer Erscheinung!“

Sollte es also meinen Lesern scheinen, dass ich die Herrenschicht, von Dachau, Buchenwald, Auschwitz und wie alle die höllischen Plätze hießen, so zahm geschildert habe, dass man sie mit irgendwelchen zufälligen Nachbarn im Autobus verwechseln könnte, dann, genau dann habe ich mein Ziel erreicht. Hitler, Himmler, Heydrich und jeder einzelne ihrer subalternen Schergen waren keine einmaligen, unwiederholbaren Typen. Deshalb habe ich auch alle diese negativen Helden am Ende des Buches am Leben gelassen; wenn wir nicht aufpassen, könnten sie jederzeit wieder obenauf schwimmen – das ist eine der Aussagen meines Buches.

(Nachwort)

Norbert Frýd starb 1976 in Prag.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl