Zweitausend Tage Dachau

Nach seiner Befreiung ließ sich Karl Adolf Gross in München nieder. Hier gründete er 1946 den Neubau-Verlag, in dem seine KZ-Aufzeichnungen unter dem Titel Zweitausend Tage Dachau. Erlebnisse eines Christenmenschen unter Herrenmenschen und Herdenmenschen. Berichte und Tagebücher des Häftlings Nr. 16921 erschienen. Er widmete sie den Opfern der Todeslager:

Mit dem 20. August des Jahres 1939 begann es. Der Tag wird mir immer unvergesslich bleiben, denn er hob sich durch ziemlich merkwürdige Umstände von meinem übrigen Leben ab; er schloss eine Tür zu und öffnete eine andere, in welcher ich für 70 Monate verschwinden sollte. Aus dieser anderen starrte mir nichts entgegen als das Dunkel der Nacht, einer undurchdringlichen Nacht.

(S. 7)

Seinem Bericht stellte er eine Strophe aus Paul Gerhardts berühmtem Osterlied „Auf auf, mein Herz, mit Freuden“ voran:

Die Welt ist mir ein Lachen
Mit ihrem großen Zorn.
Was will sie mir noch machen?
Ihr Arbeit ist verlorn.
Die Trübsal trübt mir nicht
Mein Herz und Angesicht
Das Unglück ist mein Glück,
Die Nacht mein Sonnenblick.

(Paul Gerhardt: Auf, auf, mein Herz, mit Freuden 1648, EG 112)

Karl Adolf Gross starb am 16. Februar 1955 in München.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl