Buddhismusbilder in der deutschsprachigen Literatur

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Raja Ravi Varma: Mahatma Buddha, Vintage-Druck, 1890.

In jener Zeit hinterlässt das buddhistische Indien vielleicht noch mehr Eindruck auf die Literat*innen als der Hinduismus. Der Buddhismus ist noch näher am Eigenen und doch fern genug, um darin Neues zu finden. Der damals vorherrschenden Auffassung nach ist das pantheistische Weltbild ihm fremd. Er lässt sich gut in die vorherrschenden wissenschaftlichen Vorstellungen einbinden. Bereits im 19. Jahrhundert machen Veröffentlichungen wie Carl Friedrich Koeppens Die Religion des Buddha und ihre Entstehung (1857 und 1859) die zentrale Stellung des Hinduismus in der Indienforschung streitig. 1903 gründet man den Buddhistischen Missionsverein, 1905 die europäische Buddhismuszeitschrift Der Buddhist. Der Erste Weltkrieg und die damit einhergehende Sinnkrise lässt die Menschen abermals gen Osten blicken. Weitere Vereine und Zentren entstehen, die Neubuddhistische Zeitschrift wird 1918 gegründet, 1920 die Zeitschrift des Buddhismus, 1925 Das Buddhistische Haus in Berlin.

Neben vielen Gedichten kann man zu diesem vorwiegend exotistischen, manchmal verfälschten Buddhismus-Indienbild Karl Gjellerups (1857-1919) Der Pilger Kamanita (1906) sowie Das Weib des Vollendeten (1907) und womöglich Franz Werfels (1890-1945) Spiegelmensch (1920) zählen. Der wohl erfolgreichste Autor dieser Reihe ist Hesse mit seinem Roman Siddhartha (1922). Auch in anderen Schriften wie Legende vom indischen König (1904), Morgenlandfahrt (1932), Indischer Lebenslauf (1937) und Glasperlenspiel (1943) widmet er sich dem „geheimnisvolle[n] Ort“ namens Indien. (Hermann Hesse: Aus Indien. Berlin 1913, S. 43.) Fritz Mauthner (1849-1923) bedient sich in Der letzte Tod des Gautama Buddha (1913) der Ironie, um die Romantisierung zu unterlaufen.

Verfasst von: Dr. Krisha Kops

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Buddhadatta Thero im Buddhistischen Haus, Berlin-Frohnau, 1929.