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St. Johannes (Foto: Johann Zimmermann) © Pfarrei St. Johannes, Breitbrunn am Chiemsee

Breitbrunn: St. Johannes und Malerkapelle

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St. Johannes (Foto: Johann Zimmermann) © Pfarrei St. Johannes, Breitbrunn am Chiemsee

Im Mittelalter errichtet man auf einer Anhöhe neben dem Dorfweiher eine erste Kirche. Bis zur Säkularisation verfügt Breitbrunn jedoch über keine eigenen pfarrlichen Rechte. Die Höfe sind entweder dem Kloster Frauenchiemsee oder dem Kloster Herrenchiemsee grundbar. Für den Empfang der Sakramente oder den Besuch der Sonntagsmesse müssen die Einheimischen mit dem Boot zur Herreninsel rudern. Erst nach der Säkularisation und der Auflösung des Herrenklosters werden 1806 die pfarrlichen Rechte endgültig auf Breitbrunn übertragen.

Die dem Heiligen Johannes geweihte Kirche erweist sich im 19. Jahrhundert als zu beengt für die wachsende Gemeinde, so dass ein Neubau erforderlich wird. Von dem ursprünglichen Gebäude bleibt nur der Turm erhalten. Das neue Gebäude wird etwas seitlich versetzt zum alten Turm errichtet, weshalb er nicht ganz  mittig steht. Der Nagelfluh für das Fundament stammt von einem Steinbruch auf der Südseite der Herreninsel. Seit dem Tod von König Ludwig II. im Jahr 1886 steht Baumaterial zur Verfügung, das für das unvollendet gebliebene Schloss vorgesehen war. Da in dem sehr kalten Winter 1896 der Chiemsee zufriert, kann man die Steine über die Eisdecke von Herrenchiemsee nach Breitbrunn transportieren und für den Bau der neuen Kirche verwenden.

Den Innenraum gestaltet man im neubarocken Stil. Die Deckengemälde im Altarraum nehmen thematisch Bezug auf die Corpus-Christi-Bruderschaft, die 1676 auf Herrenchiemsee errichtet worden ist. Auch die beidseitig des Hochaltars angebrachten Bruderschaftsstangen erinnern daran. Der prächtige spätbarocke Hochaltar stammt aus dem niederbayerischen Otzing bei Plattling. Zufällig steht er samt Seitenaltären und Kanzel beim Abriss der dortigen Kirche zum Verkauf an. Die dekorativen Marmorimitationen dieses Altars zählen zu den schönsten im süddeutschen Raum. Der Münchner Historienmaler Julius Frank erneuert 1901 das Hauptgemälde, das den Kirchenpatron, den Hl. Johannes, zeigt. Mehrere Skulpturen – stark bewegte Engel und Putten – schuf der Straubinger Bildhauer Franz Mozart, ein Großonkel des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.

Auf dem kleinen Kirchenfriedhof befindet sich das Grab des Schriftstellerpaares Modeste und Horst Mönnich. Sie heiraten 1953, kurz nach ihrer Ankunft in Breitbrunn, und verbringen dort ihr weiteres Leben.

Hl. Apollonia, Malerkapelle, bewegliches Bild „Christus nimmt Abschied von seiner Mutter“ (Fotos: privat)

Unterhalb der Dorfkirche steht neben dem Weiher die sogenannte „Malerkapelle“. Der Maler und Vergolder Josef Thalhauser erbaut 1889 „zu Ehren der Muttergottes und für alle Verehrer Mariens“ auf seinem eigenen Gartengrundstück eine „Lourdeskapelle“, wie sie unter dem Eindruck der Marienerscheinung in Lourdes von 1858 vielerorts nachgeahmt wird. Die kleine Kapelle weist eine originelle Besonderheit auf. Durch einen Mechanismus, der beim Öffnen der Eingangstür ausgelöst wird, setzten sich die Figuren der Darstellungsgruppe „Christus nimmt Abschied von seiner Mutter“ in Bewegung. Einen Hinweis auf den Erbauer, der nicht nur Künstler, sondern auch Bader und somit „Zahnarzt“ ist, gibt die Abbildung der Hl. Apollonia, Schutzpatronin bei Zahnkrankheiten. Sie hält eine Zange mit Zahn in der rechten Hand.

 


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Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Birgit Ziegler-Stryczek

Sekundärliteratur:

Huber, Johann Nepomuk (20152): Die Kirchen im Pfarrverband Eggstätt, Gollenshausen, Breitbrunn, Gstadt. Schnell & Steiner, Regensburg.

Zu Ehren der Muttergottes und für alle Verehrer Mariens. Malerkapelle [Flyer zur Malerkapelle der Gemeinde Breitbrunn am Chiemsee].