München, Heiliggeiststraße 1: Heiliggeiststüberl
Die Heiliggeiststraße im Stadtbezirk Altstadt-Lehel wird dominiert von der Heiliggeistkirche und gehört zu den engsten Gassen Münchens. Manche Häuser in ihrer heutigen Struktur entstehen dort gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Eckbau am westlichen Ende mit der Schmuckfassade zum Viktualienmarkt ist denkmalgeschützt: Der Giebel mit den spiralförmigen Verzierungen wird durch fünf Türmchen gekrönt. Eine Balkonloggia mit Säulen fasziniert jeden aufmerksamen Betrachter. Freddies Sinn für das Schöne und besonders für Kunst aus Japan wird auch durch solche architektonischen Feinheiten angesprochen: Die Liebe zum Detail, der Perfektionismus, die minutiöse Sorgfalt gepaart mit der großen Leidenschaft für Ästhetik findet sich in München auf ganz andere Weise als in London, Montreux, Tokyo oder New York. Die Proportionen der Isarmetropole sprechen Freddie an: nicht zu groß und nicht zu klein und mit einem Stadtkern, der fußläufig zu erkunden ist. Hier fühlt sich Freddie rasch heimisch. Und nicht selten sind es eben diese ganz kleinen Kneipen, in denen er sich gerne und lange aufhält.
Dort sind Stammgäste in der Mehrzahl. Freddie liebt die Atmosphäre, die Familiäres ausstrahlt. Die alten Münchner Boazn sind für ihre Gäste wie zweite Wohnzimmer. Die Lokale sind so klein, dass sich alle mit allen unterhalten können, ohne ihre Positionen verlassen zu müssen. Das Glas bleibt immer griffbereit. Das Heiliggeiststüberl misst nur dreißigeinhalb Quadratmeter. Das ist eine Durchschnittsgröße für Münchner Stüberl. Es gibt auch kleinere. Kein Wunder, dass die Stüberl-Wirte ihre Besucher persönlich kennen. Nicht selten kennen sie auch deren intimsten Geheimnisse. Sie nehmen die Gäste in den Arm, denn sie wissen, wann Trost vonnöten ist. Besonders die Heiliggeist-Wirtin Bobby hat ein Gespür für die ausgelassenen und fröhlichen, aber auch für schwierigen Stunden ihrer Kunden.
Inzwischen heißt das Heiliggeiststüberl Bar Heiliggeist 1. Die Nachfolger wissen, in welch traditionsreichem Raum sie für ihre Hipster Aperol-Spritz und Prosecco ausschenken und mit Elektropop berieseln. Auf der Getränkekarte steht noch „Schwuler Hirsch“, das ist Jägermeister mit Baileys. Und an der Wand hängt sie gerahmt: Bobby an ihrem geliebten Tresen. Die Aufnahme stammt von einem TV-Dreh für die Serie Monaco Franze.
Bobby (l.) im Heiliggeiststüberl, rechts die Monaco Franze-Darsteller*innen Ruth Maria Kubitschek und Toni Berger (10. Folge: Abgestürzt) (c) Nicola Bardola
Bobby erinnert sich:
Ich habe meinen Laden jeweils um sechs Uhr früh aufgemacht und abends um zehn war Schluss. Die Barbara Valentin habe ich in der Eiche kennengelernt in der Fassbinder-Zeit. Den Fassbinder habe ich auch kennengelernt. Nach zehn Uhr konnte ich halt noch ausgehen. Die Barbara hatte mir gesagt: „Wir kommen morgen in der Früh zu dir“. Und tatsächlich: Um Viertel nach Fünf stehen die beiden vor der Tür, die Barbara und der Freddie. „Ich kann euch doch noch gar nicht reinlassen. Seht mal, wie der Laden ausschaut.“ Da hat Barbara gesagt, ‚das haben wir gleich, bitte lass uns rein Bobby“. Also habe ich sie hereingelassen. Sie hat dem Freddie einen Besen in die Hand gedrückt und mir beim Gläserspülen geholfen. Der Freddie hat gründlich gewischt und als das Stüberl wieder sauber und ordentlich war hat Barbara gesagt: „Meinst du, wir kommen einfach so? Wir wollen jetzt die Weißwürste von dir. Und Butterbrezen dazu“. Sie wusste, dass ich die immer für meine Gäste in der Früh um sechs machte. Also habe ich die Weißwürste gemacht und die Butterbrezen für die beiden. Ich glaube nicht, dass Freddie irgendwo auf der Welt jemals in einem Lokal sauber gemacht hat. Das ist ihm nur bei mir passiert.
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Die Heiliggeiststraße im Stadtbezirk Altstadt-Lehel wird dominiert von der Heiliggeistkirche und gehört zu den engsten Gassen Münchens. Manche Häuser in ihrer heutigen Struktur entstehen dort gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Eckbau am westlichen Ende mit der Schmuckfassade zum Viktualienmarkt ist denkmalgeschützt: Der Giebel mit den spiralförmigen Verzierungen wird durch fünf Türmchen gekrönt. Eine Balkonloggia mit Säulen fasziniert jeden aufmerksamen Betrachter. Freddies Sinn für das Schöne und besonders für Kunst aus Japan wird auch durch solche architektonischen Feinheiten angesprochen: Die Liebe zum Detail, der Perfektionismus, die minutiöse Sorgfalt gepaart mit der großen Leidenschaft für Ästhetik findet sich in München auf ganz andere Weise als in London, Montreux, Tokyo oder New York. Die Proportionen der Isarmetropole sprechen Freddie an: nicht zu groß und nicht zu klein und mit einem Stadtkern, der fußläufig zu erkunden ist. Hier fühlt sich Freddie rasch heimisch. Und nicht selten sind es eben diese ganz kleinen Kneipen, in denen er sich gerne und lange aufhält.
Dort sind Stammgäste in der Mehrzahl. Freddie liebt die Atmosphäre, die Familiäres ausstrahlt. Die alten Münchner Boazn sind für ihre Gäste wie zweite Wohnzimmer. Die Lokale sind so klein, dass sich alle mit allen unterhalten können, ohne ihre Positionen verlassen zu müssen. Das Glas bleibt immer griffbereit. Das Heiliggeiststüberl misst nur dreißigeinhalb Quadratmeter. Das ist eine Durchschnittsgröße für Münchner Stüberl. Es gibt auch kleinere. Kein Wunder, dass die Stüberl-Wirte ihre Besucher persönlich kennen. Nicht selten kennen sie auch deren intimsten Geheimnisse. Sie nehmen die Gäste in den Arm, denn sie wissen, wann Trost vonnöten ist. Besonders die Heiliggeist-Wirtin Bobby hat ein Gespür für die ausgelassenen und fröhlichen, aber auch für schwierigen Stunden ihrer Kunden.
Inzwischen heißt das Heiliggeiststüberl Bar Heiliggeist 1. Die Nachfolger wissen, in welch traditionsreichem Raum sie für ihre Hipster Aperol-Spritz und Prosecco ausschenken und mit Elektropop berieseln. Auf der Getränkekarte steht noch „Schwuler Hirsch“, das ist Jägermeister mit Baileys. Und an der Wand hängt sie gerahmt: Bobby an ihrem geliebten Tresen. Die Aufnahme stammt von einem TV-Dreh für die Serie Monaco Franze.
Bobby (l.) im Heiliggeiststüberl, rechts die Monaco Franze-Darsteller*innen Ruth Maria Kubitschek und Toni Berger (10. Folge: Abgestürzt) (c) Nicola Bardola
Bobby erinnert sich:
Ich habe meinen Laden jeweils um sechs Uhr früh aufgemacht und abends um zehn war Schluss. Die Barbara Valentin habe ich in der Eiche kennengelernt in der Fassbinder-Zeit. Den Fassbinder habe ich auch kennengelernt. Nach zehn Uhr konnte ich halt noch ausgehen. Die Barbara hatte mir gesagt: „Wir kommen morgen in der Früh zu dir“. Und tatsächlich: Um Viertel nach Fünf stehen die beiden vor der Tür, die Barbara und der Freddie. „Ich kann euch doch noch gar nicht reinlassen. Seht mal, wie der Laden ausschaut.“ Da hat Barbara gesagt, ‚das haben wir gleich, bitte lass uns rein Bobby“. Also habe ich sie hereingelassen. Sie hat dem Freddie einen Besen in die Hand gedrückt und mir beim Gläserspülen geholfen. Der Freddie hat gründlich gewischt und als das Stüberl wieder sauber und ordentlich war hat Barbara gesagt: „Meinst du, wir kommen einfach so? Wir wollen jetzt die Weißwürste von dir. Und Butterbrezen dazu“. Sie wusste, dass ich die immer für meine Gäste in der Früh um sechs machte. Also habe ich die Weißwürste gemacht und die Butterbrezen für die beiden. Ich glaube nicht, dass Freddie irgendwo auf der Welt jemals in einem Lokal sauber gemacht hat. Das ist ihm nur bei mir passiert.
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