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Freddie im Wachsfigurenkabinett Wien (c) Nicola Bardola

München, Stollbergstraße 11: Barbara Valentins Wohnung

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(c) Nicola Bardola

„Nach der ersten Nacht bei Barbara in der Stollbergstraße vermachte Mercury ihr seine schwarze Lederjacke, auf deren Rücken mit funkelnden Glassteinen das Wort ‚Queen‘ geschrieben stand: eine unglaubliche Trophäe!“, erinnert sich der Kolumnist bei der Abendzeitung Michael Graeter.

Freddie liebt es, sich aufs Sofa zu kuscheln und Filme im Fernsehen anzuschauen. In Barbaras großem Bett in der Stollbergstraße liegt er neben ihr und folgt gebannt einem Schwarzweiß-Film von 1961. Barbara und Freddie schauen sich den Film „Festival Girls“ an, der in der deutschen Fassung „Küss‘ mich als gäb’s kein morgen“ heißt. Will man die Beziehung zwischen den beiden besser verstehen, ist dieses cineastische Vergnügen hilfreich. Freddies Kommentare und Reaktionen stellen sich wie von selbst ein. In einem Interview sagt Freddie: „Barbara Valentin ist hier in München bekannter als ich“. Es geht wie so oft darum, den Journalisten klar zu machen, wie entspannt er sich an der Isar in der Öffentlichkeit bewegen kann. Aus dem Film „Festival Girls“, in dem Barbara die Hauptrolle spielt, entsteht Freddies Song „Love Me Like There’s No Tomorrow“, der auch bei Barbaras Beerdigung gespielt wird.

Barbara Valentin (1940-2002), Fotografie um 1987 (c) Bayerische Staatsbibliothek/Timpe

Lars Reichardt, der Sohn von Barbara Valentin und Redakteur beim SZ-Magazin berichtet: „Ich erinnere mich an Weihnachten in München, an denen sie da war und Freddie auch. Ich habe aber nicht mit ihnen gefeiert. Ich weiß nur noch, dass ich nachts ankam und die Reste eines großen Abendessens gesehen habe, für das Freddie gesorgt hatte. Er hatte ja manchmal seinen Koch dabei und fast immer seinen Assistenten und sein Mädchen für alles Peter Freestone“. Reichardt berichtet eindrücklich von den vielen Künstlern, die bei seiner Mutter ein- und ausgingen, unter ihnen auch Kurt Raab: „Er hatte übrigens auch mal bei meiner Mutter gewohnt. Oder er kam auf jeden Fall sehr oft zu Besuch. Vielleicht verwechsle ich das jetzt, aber ich glaube, dass das Kurt Raab war. Er hatte so einen Tick: Er hat immer gebügelt, auch für meine Mutter. Wann immer ich Freddie gesehen habe, war er sehr höflich. Er war nie laut. Ich habe die beiden wenige Male von der Stollbergstraße irgendwohin gefahren, aber nie weit, bestimmt nicht weiter als zwei Kilometer. Freddie ist immer hinten rein. Das ist ja ziemlich eng. Aber er hat sich nie beschwert. Meine Mutter sagte immer, sie sei groß für eine Frau. Sie war nicht größer als 1,72 oder 1,70 und sie war deutlich größer als Freddie.“

Auch Miss Piggy (Peter Ambacher) ist Zeitzeuge und beschreibt eine Nacht bei Barbara in der Stollbergstraße mit Freddie und Freunden. Die fast 200-Quadratmeter-Wohnung befindet sich im zweiten Stockwerk: Das heute gelblich gestrichene Haus hat dort vier große Fenster, zwei kleinere und noch einen kleinen Anbau mit dem schmalsten Fenster, hinter dem sich die Küche befindet. Nach Mitternacht klingelt es. „Barbara hatte gerade drei Linien gezogen. Vor der Tür stand die Polizei. Barbara setzte sich auf das Koks. Zitternd hielt sie ihr Glas, als die Polizisten reinkamen. Dann erkannte einer Freddie. Er fragte ihn, ob er ein Autogramm haben dürfe. Freddie gab es ihm und sie gingen wieder. Daraufhin ging Phoebe in die Küche, holte ein langes Messer und kratzte vorsichtig mit der Klinge das Pulver von Barbaras Hintern.“

 


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Verfasst von: Nicola Bardola