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Ludwig Ganghofer (Archiv Monacensia)

Seehotel Malerwinkel: Slezakhaus („Blumenhäusl“)

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Leo Slezak als Alfonso in der Oper "Violanta" von Erich Korngold, 1927. Foto: Ferdinand Schmutzer.

Seit 1910 besaß Leo Slezak ein Haus am Tegernsee: den „Schormann-Hof“ im Malerwinkel. Sein Haus nannte er liebevoll sein „Blumenhäusl“, weil es „mit Blumen derart übersät ist, daß es dir wie ein Blumenstrauß erscheint“, „ein kleines, liebes altes Bauernhaus mit einem selbstangelegten Garten, den ich mir aus einer Wiese durch Pflanzen von großen Bäumen in einen herrlichen Park verwandelte. Jeder Baum, jeder Strauch ist mein eigenes Werk, und so konzentrieren sich während des ganzen Jahres meine Gedanken auf dieses Fleckchen Erde, das ich so grenzenlos liebe.“ (zit. n. Tworek, S. 270f.)

Sämtliche Arbeiten übertrug Slezak den Handwerkern im Tal, was ihm hoch angerechnet wurde. Slezak gab den Auftrag, einen Aussichtsturm von 18 Metern Höhe zu errichten. Von den Bergen ließ er dazu 20 große Fichten holen und setzte sie in seinen Garten. Es gab ein Schwimmbad, eine Kapelle und im See ein Badehäusl. Ein zweites Haus wurde für seine Schwiegermutter ausgebaut. Um die vier Morgen [10.000 qm] umfasste sein Grundstück.

(Still, S. 40f.)

Leo Slezak mit Tochter Margarete im Garten, 1918. Aus: Hans Halmbacher: Das Tegernseer Tal in historischen Bildern. 3 Bde. Fuchs-Druck, Hausham 1980-87 (Sammlung Hans Halmbacher)

Der Tegernsee wurde für Slezak zum psychologischen Fluchtpunkt. Hier schöpfte er, wenn es ihm schlecht ging oder er beruflich in die weite Welt hinausmusste, oftmals Ruhe. Während des Ersten Weltkriegs engagierte er sich für Wohltätigkeitskonzerte, u.a. auch in Egern. Im benachbarten großen Theatersaal in der Überfahrt trat er auf: „Der Kammersänger lieferte den gesamten Ertrag, 3356 Mark, an den Bürgermeister ab, damit den notleidenden Bürgern geholfen werden konnte.“ (Alpenbote, 17. August 1916, zit. n. Still, S. 43)

Nach 1943 zog sich Slezak zusammen mit seiner Frau Elsa endgültig an den Tegernsee zurück. Ihre Tochter Margarete Slezak folgte ihnen, nachdem sie infolge eines Zerwürfnisses mit Hitler in Berlin Auftrittsverbot bekommen hatte. Als ihr Vater 1946 starb, verwaltete Margarete das Haus, wo sie mit ihrem zweiten Mann, dem Sänger Peter Winter, lebte.

1962 kauften Anna und Johann Höss (1898-1971), Sohn des Überfahrt-Wirts Josef Höss (1856-1929), von der Enkelin Leo Slezaks das nachbarliche Anwesen und bauten es in ein Gästehaus mit Kaffeelokal und Gartenterrasse um. 1970 erhielt Sohn Sepp das Slezakhaus. Er übergab es 2004 an seinen eigenen Sohn Thomas, der es zusammen mit seiner Familie als Seehotel Malerwinkel in bekannter Weise weiterführt.

Hotel Malerwinkel heute. Foto: Peter Czoik (TELITO)

Literarisches Zeugnis I: Leo Slezak: Der Wortbruch (1960)

Ludwig Ganghofer lernte ich ein Jahr vor seinem Tode kennen und lieben. – Eines Tages erschien er in meinem Garten, weil ihm mein Haus und meine Blumen so gefielen – und in einigen Minuten war mir’s, als ob ich mit dem Manne schon jahrzehntelang verbunden gewesen wäre. Ein sonniger, glücklicher Mensch, immer einen gottbegnadeten Optimismus in sich tragend und seine Umgebung rettungslos damit ansteckend. Ein herrlicher Mann – ein Jäger durch und durch – der mit seinen Jagdgeschichten eine unbeschreibliche Summe von Fröhlichkeit um sich verbreitete. Auch die Schwächen des Jägers waren ihm in der liebenswürdigsten Form gegeben. – Er log! – Log so wunderbar, so gottbegnadet, daß man aus dem Lachen nicht herauskam. – Das heißt, es waren keine Lügen – es war nur ein vorbildliches Jägerlatein, an das er selber glaubte. Zehnmal habe ich eine Hirschjagd von ihm erzählen gehört und bei jeder Erzählung waren es immer einige Hirsche mehr, die er unter den wunderbarsten Umständen erlegte. – Er war eben ein Dichter!

(Slezak, S. 131)

Literarisches Zeugnis II: Slezak-Anekdote (2)

Leo Slezak hatte sein Anwesen an den Ufern des Tegernsees und kaufte Jahr für Jahr neue Grundstücke hinzu, die er mit bereits möglichst großen und alten Bäumen bepflanzen ließ, um den Eindruck eines alten Naturparks zu erzeugen. Die Bäume waren vielfach so mächtig, daß sie mit Drahtseilen am Boden befestigt werden mußten, wobei Slezak veranlaßte, daß diese möglichst dünn und so gut wie unsichtbar sein mußten. Der Eindruck eines uralten, gewachsenen Waldes sollte so verstärkt werden.

Bei der Besichtigung des Slezak’schen Parks stolperten jedoch die Besucher reihenweise über die Drähte und fielen in den Dreck.

Thoma hatte eine unbändige Freude an dem Anblick. Wenn wieder mal Gäste gekommen waren, die recht hochnäsig auftragen, sagte Thoma verstohlen zu Slezak: „Laß ma’s purzeln?“ Slezak schickte daraufhin die Gesellschaft in den Park und lachte sich mit Thoma halbtot, wenn sie stolperten und auf die Nase fielen.

(Thumser, S. 121)

 


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Verfasst von: TELITO / Dr. Peter Czoik