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Der Westerhof – Das Spiel vom Antichrist

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Foto: Peter Czoik (TELITO)

Vom Bahnhof läuft man in die Neureuthstraße und biegt nach 150 m ab, um über den Lindenhügel wieder die Neureuthstraße zu passieren. Nach weiteren 160 m gelangt man zur Westerhofstraße, biegt links ab und erreicht zur Linken das Hotel „Der Westerhof“.

Ort:

Das Hotel „Der Westerhof“ galt einst als der größte Klosterhof des Tegernseer Tals. Seit 1017 diente er zudem als Ort der Erholung für die Tegernseer Mönche. Nachdem das Kloster aufgehoben worden war, wechselte das Anwesen in weltlichen Besitz. Durch An- und Umbauten wurde 1953 hieraus eine Privatklinik, die bis 2003 in Betrieb ging. Im Frühjahr 2005 fand der Westerhof als „Hotel garni“ seine erste Verwendung als Hotelbetrieb am Tegernsee. Im März 2008 konnte durch die Erwerbung des Gesamtobjekts „Der Westerhof“ durch Dr. Andreas Greither die Verbindung von historisch Gewachsenem und zeitgemäßer Ausstattung erneut hergestellt werden.

Sageninhalt:

Der Ludus de Antichristo ist ein lateinisches Drama in 414 Versen vom Kampf zwischen dem christlichen Endkaiser, der die Herrschaft über die Welt gewinnt, und dem Antichrist. Die Entstehung fällt in die Zeit um 1160, Autor und Auftraggeber sind unbekannt. Quellen sind frühchristlich apokalyptische Weissagungen sowie die um 949/54 entstandene Abhandlung De ortu et tempore Antichristi des mittelalterlichen Theologen Adso von Montier-en-Der (920-992). Der Ludus verbindet Welt- und Heilsgeschichte, Politik und Eschatologie (Lehre der letzten Dinge) in einer allegorischen Handlung, die die Gegenwart des Stauferkaiserhofes mit einbezieht.

Die Legende besagt, dass im Westerhof bereits im 12. Jahrhundert dieses wohl bekannteste Drama des Mittelalters vor Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1122-1190) uraufgeführt wurde – ein Umstand, von dem ein meisterliches Fliesenkunstwerk am Nebengebäude zeugt. Als Ort der „Bergrekreationen“ konnten sich die Mönche am Westerhof belustigen.

Zurückgeht diese Legende auf eine Erzählung des Berliner Kunsthistorikers Franz Kugler (1808-1858): Werner von Tegernsee. Ein Bericht aus dem Klosterleben des zwölften Jahrhunderts. Dort berichtet der Klosterbruder Werner von Tegernsee – der nach den jüngeren Forschungen „Priester Wernher“ heißt – u.a. Folgendes:

Das Festspiel, welches ich [Werner] verfaßte, nannte ich ‚die Zukunft des Antichrist‘. Es gab mir, so lange ich daran schrieb, viel zu sinnen und zu denken, also daß ich nicht sonderlich Lust hatte, mich um das beginnende Getümmel im Kloster zu kümmern. [...] Der Klosterhof, wo vordem die Spiele aufgeführt wurden, eignete sich diesmal nicht dazu, indem auf ihm fortwährend das größte Gedränge der versammelten Gäste statt fand. Mit des Abtes Genehmigung wählte ich zur Aufführung des Spieles den nahegelegenen Westerhof, wo die Klosterbrüder jährlich zweimal, im Frühling und im Herbst, einen Tag im harmlosen Genusse der freien Natur zuzubringen pflegen. Hier schaut man nieder auf den Spiegel des grünen Tegern-Sees, der mit prangenden Matten und blühenden Gehegen umkränzt ist [...]. Hier liegt die Herrlichkeit der Welt zu den Füßen des Beschauers hingebreitet; und mein Spiel konnte nur festlicher werden, so man zugleich auf diese Herrlichkeit niederblickte.

(Franz Kugler: Erzählungen. Ebner & Seubert, Stuttgart 1852, S. 8f.)

 


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Verfasst von: TELITO / Dr. Peter Czoik

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