Leopoldsberg: Im Wienerwald
„Studire Dir nur fleißig den Plan von Wien‘s Umgebungen, den ich Dir sandte, denn Du wirst noch viele Spaziergänge mit mir thun müssen, ehe Du da bist – und noch mehrere, wenn Du da bist – und es ist der Mühe werth: Stille Thäler, ganz abgeschieden – Waldeinsamkeit mit ganzen Wolken von Vögeln, die den blauen Himmel ansingen – Aussichten in‘s Hochgebirge – selbst Schluchten mit flinken Wässerlein, als wärest Du in der Wildniß, nicht etwa eine bis zwei Meilen von einer der lebhaftesten Hauptstädte der Welt.“
Die Feldblumen (1840) machen Stifter, der selbst lieber ein Maler wäre, als Schriftsteller in Wien bekannt. In dem Stück „Ehrenpreis“ schildert er eine Wanderung in den Wienerwald, nach Mariabrunn, aber das ist nicht wirklich entscheidend. Mehrere Hügel des Erholungsgebietes lassen sich ohne viel Mühe an einem Tag erwandern. In die Nähe des Kahlenbergs bringt einen der Bus, von da lässt es sich schön nach Osten bis zum Hermannskogel laufen und zurück (oder bloß dorthin), nach Westen bis zum Leopoldsberg. Einsamkeit wird man dabei eher nicht finden, solange man die Aussichtspunkte auf die Stadt aufsucht. Eine Menge Mountainbiker, Jogger und andere Freizeitsportler sind dort oben unterwegs; in den Lokalen finden sich – ganz wie früher vermutlich – haufenweise Ausflügler. Der Wienerwald ist eines der schönsten Naherholungsgebiete, die mitteleuropäische Metropolen besitzen.
Wiener Osten mit Donau
Der Dichter zeigt hier, dass er bei aller Begeisterung für das städtische Leben nicht vergessen hat, wo er herkommt. Wald und Bäche, der Himmel voller Vögel sind ihm wichtig und nah geblieben. Seine fiktiven Leser will er mit der eigenen Begeisterung anstecken. Er empfiehlt sogar nächtliche Wanderungen:
„… ich lese eine Nacht aus, in der ich auf einen der Westberge Wiens steige, um den Tagesanbruch über der großen Stadt zu sehen, wie erst sachte ein schwacher Lichtstreif im Osten aufblüht, längs der Donau weiße Nebelbänke schimmern, dann die Stadt sich massenweise aus dem Nachtdufte hebt, theilweise anbrennt, theilweise in einem trüben Goldrauche kämpft und wallt, theilweise in die grauesten Ferntöne schreitet, und wie der ganze Plan durchsä't von goldnen Sternen ist, die da von Fenstern blitzen, von Metalldächern, Thurmspitzen, Wetterstangen, und wie draußen das blaßgrüne Band des Horizonts schwach und sanft durch den Himmel gehaucht ist.“ (ebenfalls in „Ehrenpreis“).
Biograf Wolfgang Matz sieht hier zum ersten Mal „das Ureigenste“ von Stifters Schreiben, das im Übrigen zu diesem Zeitpunkt noch sehr am Vorbild Jean Pauls hängt: „Da war mit einem Male eine Sprache, wie man sie noch nicht gehört hatte. Schilderungen, in denen die Landschaft nicht vermenschlicht wird, dennoch voll ist von ausdrucksstarkem Gefühl.“ Vielleicht liegt die Voraussetzung für dieses Eigene in dem Satz, den der Dichter seinem Freund Adolf von Brenner bereits 1831 schrieb: „… so lieg’ ich oft Stunden unter wehenden Föhren, oder blätternden Birken, und lese nichts, als mich selber, d. h. ich denke und jage den scheckigsten Bildern nach und mache Gedichte, mit denen ich mir Abends die Pfeife anzünde.“ (zitiert nach Matz).
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„Studire Dir nur fleißig den Plan von Wien‘s Umgebungen, den ich Dir sandte, denn Du wirst noch viele Spaziergänge mit mir thun müssen, ehe Du da bist – und noch mehrere, wenn Du da bist – und es ist der Mühe werth: Stille Thäler, ganz abgeschieden – Waldeinsamkeit mit ganzen Wolken von Vögeln, die den blauen Himmel ansingen – Aussichten in‘s Hochgebirge – selbst Schluchten mit flinken Wässerlein, als wärest Du in der Wildniß, nicht etwa eine bis zwei Meilen von einer der lebhaftesten Hauptstädte der Welt.“
Die Feldblumen (1840) machen Stifter, der selbst lieber ein Maler wäre, als Schriftsteller in Wien bekannt. In dem Stück „Ehrenpreis“ schildert er eine Wanderung in den Wienerwald, nach Mariabrunn, aber das ist nicht wirklich entscheidend. Mehrere Hügel des Erholungsgebietes lassen sich ohne viel Mühe an einem Tag erwandern. In die Nähe des Kahlenbergs bringt einen der Bus, von da lässt es sich schön nach Osten bis zum Hermannskogel laufen und zurück (oder bloß dorthin), nach Westen bis zum Leopoldsberg. Einsamkeit wird man dabei eher nicht finden, solange man die Aussichtspunkte auf die Stadt aufsucht. Eine Menge Mountainbiker, Jogger und andere Freizeitsportler sind dort oben unterwegs; in den Lokalen finden sich – ganz wie früher vermutlich – haufenweise Ausflügler. Der Wienerwald ist eines der schönsten Naherholungsgebiete, die mitteleuropäische Metropolen besitzen.
Wiener Osten mit Donau
Der Dichter zeigt hier, dass er bei aller Begeisterung für das städtische Leben nicht vergessen hat, wo er herkommt. Wald und Bäche, der Himmel voller Vögel sind ihm wichtig und nah geblieben. Seine fiktiven Leser will er mit der eigenen Begeisterung anstecken. Er empfiehlt sogar nächtliche Wanderungen:
„… ich lese eine Nacht aus, in der ich auf einen der Westberge Wiens steige, um den Tagesanbruch über der großen Stadt zu sehen, wie erst sachte ein schwacher Lichtstreif im Osten aufblüht, längs der Donau weiße Nebelbänke schimmern, dann die Stadt sich massenweise aus dem Nachtdufte hebt, theilweise anbrennt, theilweise in einem trüben Goldrauche kämpft und wallt, theilweise in die grauesten Ferntöne schreitet, und wie der ganze Plan durchsä't von goldnen Sternen ist, die da von Fenstern blitzen, von Metalldächern, Thurmspitzen, Wetterstangen, und wie draußen das blaßgrüne Band des Horizonts schwach und sanft durch den Himmel gehaucht ist.“ (ebenfalls in „Ehrenpreis“).
Biograf Wolfgang Matz sieht hier zum ersten Mal „das Ureigenste“ von Stifters Schreiben, das im Übrigen zu diesem Zeitpunkt noch sehr am Vorbild Jean Pauls hängt: „Da war mit einem Male eine Sprache, wie man sie noch nicht gehört hatte. Schilderungen, in denen die Landschaft nicht vermenschlicht wird, dennoch voll ist von ausdrucksstarkem Gefühl.“ Vielleicht liegt die Voraussetzung für dieses Eigene in dem Satz, den der Dichter seinem Freund Adolf von Brenner bereits 1831 schrieb: „… so lieg’ ich oft Stunden unter wehenden Föhren, oder blätternden Birken, und lese nichts, als mich selber, d. h. ich denke und jage den scheckigsten Bildern nach und mache Gedichte, mit denen ich mir Abends die Pfeife anzünde.“ (zitiert nach Matz).
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