Landstraßer Hauptstraße 40: Gasthof „Roter Hahn“
Nicht weit vom heutigen Stadtpark, an der Bahn-Station Wien Mitte-Landstraße, liegt das Landstraßen-Viertel. Die Station ist in ein riesiges Einkaufszentrum integriert, die Straße hinunter folgen noch viele weitere Geschäfte. Man passiert eine Kirche und das Malteser-Haus. Ab da wird das Straßenbild heterogen, das Schicke und Neue verdrängt allmählich in das Alte und leicht Heruntergekommene im Straßenbild. Einige Häuser sind noch unrenoviert, so auch das ehemalige Hotel „Zum Roten Hahn“. Das abgewirtschaftete Haus vom Beginn des 19. Jahrhunderts mit einer „Wienerwald“-Filiale im Erdgeschoss wurde bis 2007 als Hotel betrieben. 2015 sollte es nach Willen der Eigentümer abgerissen, inzwischen aber offensichtlich erhalten werden.
Vor 200 Jahren war die Gegend vorstädtisch, zum Teil ländlich geprägt. Mit dem Schiffe landeten Stifter und zwei seiner Freunde an einem schönen Oktobernachmittag in der „großen, merkwürdigen, weltberühmten Hauptstadt Wien“. So beschreibt er es jedenfalls in seinem rückschauenden Bericht „Leben und Haushalten dreier Wiener Studenten“. Diese erschien 1844 in dem Sammelband Wien, und die Wiener in Bildern aus dem Leben. Die autofiktionale Erzählung berichtet im Abstand von gut 15 Jahren über die Anfänge der drei Studenten vom Lande, wie sie sogleich der Verfrühung des Geldausgebens erliegen, wie sie ihr WG-Leben gestalten und die Freiheiten des Studierendenlebens auskosten. Die akademische Laufbahn beinhaltet ein Aufstiegsversprechen, so berechnet einer der drei Freunde gleich, „wie lange es noch dauert, bis er gut leben kann“.
Adalbert Stifter hält das ordentliche Studium der Rechte nicht durch. Anfangs besucht er die Vorlesungen mit hervorragendem Erfolg, belegt außer in Jura noch Vorlesungen in Mathematik, Astronomie und Physik. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Privatstunden in feinen, häufig adligen Wiener Häusern. Von einer seiner Auftraggeberinnen ist folgendes kleines Porträt des Dichters überliefert (zitiert nach der Biografie von Wolfgang Matz): „Er stieß überall an, rannte alles nieder, aber da er ein prächtiger Mensch und ein vortrefflicher Umgang für meinen Ludwig war, einfach und sittig wie ein junges Mädchen, so habe ich mich daran gemacht und nicht nachgelassen, bis er sich seine Tölpelei abgewöhnte.“
Neubebauung im Hof des ehemaligen Hotels „Roter Hahn“
Im Hof des „Roten Hahns“ werden schicke Wohnungen gebaut. Eine vergleichbare Situation beschrieb der junge Mann, der sich zunächst mehr mit Malerei als mit Schreiben befasste, für das alte Palais, in dem er und seine Freunde 1826 Quartier nahmen: „Es lag dasselbe und liegt heutzutage noch in einer Seitengasse der Vorstadt Landstraße, jetzt ist es sehr verbaut, damals aber lag es einer Masse von Gärten im Schoße und war vom Schicksale prädestiniert zu einer Studentenwirtschaft; denn seinem früheren Charakter nach war es eigentlich ein Fürstenpalais gewesen …“
In seinem ersten Wiener Winter zog Stifter die Donau sehr an. Auf ihr war er in die Hauptstadt gekommen. Nun kehrt er häufiger zurück, um das Treibeis zu beobachten. Das Erstarren entfaltet bereits für den jungen Stifter eine große Faszination.
Spaziergang starten: Station 7 von 8 Stationen
Nicht weit vom heutigen Stadtpark, an der Bahn-Station Wien Mitte-Landstraße, liegt das Landstraßen-Viertel. Die Station ist in ein riesiges Einkaufszentrum integriert, die Straße hinunter folgen noch viele weitere Geschäfte. Man passiert eine Kirche und das Malteser-Haus. Ab da wird das Straßenbild heterogen, das Schicke und Neue verdrängt allmählich in das Alte und leicht Heruntergekommene im Straßenbild. Einige Häuser sind noch unrenoviert, so auch das ehemalige Hotel „Zum Roten Hahn“. Das abgewirtschaftete Haus vom Beginn des 19. Jahrhunderts mit einer „Wienerwald“-Filiale im Erdgeschoss wurde bis 2007 als Hotel betrieben. 2015 sollte es nach Willen der Eigentümer abgerissen, inzwischen aber offensichtlich erhalten werden.
Vor 200 Jahren war die Gegend vorstädtisch, zum Teil ländlich geprägt. Mit dem Schiffe landeten Stifter und zwei seiner Freunde an einem schönen Oktobernachmittag in der „großen, merkwürdigen, weltberühmten Hauptstadt Wien“. So beschreibt er es jedenfalls in seinem rückschauenden Bericht „Leben und Haushalten dreier Wiener Studenten“. Diese erschien 1844 in dem Sammelband Wien, und die Wiener in Bildern aus dem Leben. Die autofiktionale Erzählung berichtet im Abstand von gut 15 Jahren über die Anfänge der drei Studenten vom Lande, wie sie sogleich der Verfrühung des Geldausgebens erliegen, wie sie ihr WG-Leben gestalten und die Freiheiten des Studierendenlebens auskosten. Die akademische Laufbahn beinhaltet ein Aufstiegsversprechen, so berechnet einer der drei Freunde gleich, „wie lange es noch dauert, bis er gut leben kann“.
Adalbert Stifter hält das ordentliche Studium der Rechte nicht durch. Anfangs besucht er die Vorlesungen mit hervorragendem Erfolg, belegt außer in Jura noch Vorlesungen in Mathematik, Astronomie und Physik. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Privatstunden in feinen, häufig adligen Wiener Häusern. Von einer seiner Auftraggeberinnen ist folgendes kleines Porträt des Dichters überliefert (zitiert nach der Biografie von Wolfgang Matz): „Er stieß überall an, rannte alles nieder, aber da er ein prächtiger Mensch und ein vortrefflicher Umgang für meinen Ludwig war, einfach und sittig wie ein junges Mädchen, so habe ich mich daran gemacht und nicht nachgelassen, bis er sich seine Tölpelei abgewöhnte.“
Neubebauung im Hof des ehemaligen Hotels „Roter Hahn“
Im Hof des „Roten Hahns“ werden schicke Wohnungen gebaut. Eine vergleichbare Situation beschrieb der junge Mann, der sich zunächst mehr mit Malerei als mit Schreiben befasste, für das alte Palais, in dem er und seine Freunde 1826 Quartier nahmen: „Es lag dasselbe und liegt heutzutage noch in einer Seitengasse der Vorstadt Landstraße, jetzt ist es sehr verbaut, damals aber lag es einer Masse von Gärten im Schoße und war vom Schicksale prädestiniert zu einer Studentenwirtschaft; denn seinem früheren Charakter nach war es eigentlich ein Fürstenpalais gewesen …“
In seinem ersten Wiener Winter zog Stifter die Donau sehr an. Auf ihr war er in die Hauptstadt gekommen. Nun kehrt er häufiger zurück, um das Treibeis zu beobachten. Das Erstarren entfaltet bereits für den jungen Stifter eine große Faszination.
Spaziergang starten: Station 7 von 8 Stationen

