Giesinger Stadtbibliothek (politisches Engagement)

SAID war, wie fast alle Dichter und Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ein passionierter Leser. Anders als das Gros seiner Kolleginnen und Kollegen lieh er allerdings Bücher lieber aus als sie zu kaufen – so fand das Auge überraschend wenig Bücher bei ihm Zuhause. Dafür finden sich zahlreiche Anekdoten seiner fast täglichen Besuche in der Giesinger Stadtbibliothek. So fragte er die Bibliothekarin, Frau Mailänder, häufig, ob er bei ihr Salami erwerben könne... Und treu brachte er jedes seiner neu erschienenen Bücher in die Stadtbibliothek – fast jedes der Exemplare ist mit einer persönlichen Widmung versehen, in der er zumeist seinen Dank der Bibliothek gegenüber ausdrückte. Eine seiner vielen feinen Gesten, die ich so von kaum einem anderen Schriftsteller kenne.
Bevor sich SAID einen Namen als Dichter machte, hatte er einige Zeit das politische Leben der BRD mitgeprägt. So war er erst aktives Mitglied und später Generalsekretär der CISNU, Conföderation iranischer Studenten/National-Union (bis 1973), wofür er eigens nach Frankfurt am Main zog. Das einzige Mal in den knapp 60 Jahren, in dem er nicht in München lebte. Mit der Zeit erschöpfte sich die politische Arbeit (gegen das Schah-Regime) und er entfernte sich nach und nach von der enggefassten Mission und damit seinen einstigen politischen Weggefährten.
In seinen Worten nahm er den „weg vom Exil zum Asyl“ und war plötzlich doppelt einsam: „ich las romane und es hieß, ich sei nicht mehr politisch […] dann kam die deutsche sprache wie eine art auffanglager“, beschreibt er diesen Umbruch.
Dennoch ist er immer politisch geblieben – nicht zuletzt in seiner Funktion als Vizepräsident (1995 bis 1996) und Präsident des PEN-Zentrums Deutschland (2000 bis 2002), dessen Beauftragter er vorübergehend auch für das Writers-in-Prison-Committee war. Als genuin politischen Autor bezeichnete er sich auch deshalb nicht, denn: Nur wenn ihn etwas berühre, könne er darüber schreiben und die Berührung sei immer auch eine körperliche Angelegenheit. Andere Schriftstellerkollegen und -kolleginnen, die sich zu allen politischen Ereignissen äußern müssen, beneidete er nicht. Er war vielmehr ein politischer Mensch, immer informiert, immer im Gespräch. Wie ich in meinem Artikel über SAID für die Monacensia geschrieben habe: „Ich bin mir sicher, SAID wäre Feuer und Flamme für die Bewegung rund um Jin, Jihan, Azadî. [...] Und er würde Texte schreiben, Petitionen unterzeichnen. Er wäre laut auf seine leise, hartnäckige Art.“
Auch das allerletzte Buch, das SAID je gelesen hat, hatte er in der Giesinger Stadtbibliothek ausgeliehen. Es waren die Memoiren des spanisch-mexikanischen Filmemachers Luis Buñuel: Mein letzter Seufzer.


SAID war, wie fast alle Dichter und Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ein passionierter Leser. Anders als das Gros seiner Kolleginnen und Kollegen lieh er allerdings Bücher lieber aus als sie zu kaufen – so fand das Auge überraschend wenig Bücher bei ihm Zuhause. Dafür finden sich zahlreiche Anekdoten seiner fast täglichen Besuche in der Giesinger Stadtbibliothek. So fragte er die Bibliothekarin, Frau Mailänder, häufig, ob er bei ihr Salami erwerben könne... Und treu brachte er jedes seiner neu erschienenen Bücher in die Stadtbibliothek – fast jedes der Exemplare ist mit einer persönlichen Widmung versehen, in der er zumeist seinen Dank der Bibliothek gegenüber ausdrückte. Eine seiner vielen feinen Gesten, die ich so von kaum einem anderen Schriftsteller kenne.
Bevor sich SAID einen Namen als Dichter machte, hatte er einige Zeit das politische Leben der BRD mitgeprägt. So war er erst aktives Mitglied und später Generalsekretär der CISNU, Conföderation iranischer Studenten/National-Union (bis 1973), wofür er eigens nach Frankfurt am Main zog. Das einzige Mal in den knapp 60 Jahren, in dem er nicht in München lebte. Mit der Zeit erschöpfte sich die politische Arbeit (gegen das Schah-Regime) und er entfernte sich nach und nach von der enggefassten Mission und damit seinen einstigen politischen Weggefährten.
In seinen Worten nahm er den „weg vom Exil zum Asyl“ und war plötzlich doppelt einsam: „ich las romane und es hieß, ich sei nicht mehr politisch […] dann kam die deutsche sprache wie eine art auffanglager“, beschreibt er diesen Umbruch.
Dennoch ist er immer politisch geblieben – nicht zuletzt in seiner Funktion als Vizepräsident (1995 bis 1996) und Präsident des PEN-Zentrums Deutschland (2000 bis 2002), dessen Beauftragter er vorübergehend auch für das Writers-in-Prison-Committee war. Als genuin politischen Autor bezeichnete er sich auch deshalb nicht, denn: Nur wenn ihn etwas berühre, könne er darüber schreiben und die Berührung sei immer auch eine körperliche Angelegenheit. Andere Schriftstellerkollegen und -kolleginnen, die sich zu allen politischen Ereignissen äußern müssen, beneidete er nicht. Er war vielmehr ein politischer Mensch, immer informiert, immer im Gespräch. Wie ich in meinem Artikel über SAID für die Monacensia geschrieben habe: „Ich bin mir sicher, SAID wäre Feuer und Flamme für die Bewegung rund um Jin, Jihan, Azadî. [...] Und er würde Texte schreiben, Petitionen unterzeichnen. Er wäre laut auf seine leise, hartnäckige Art.“
Auch das allerletzte Buch, das SAID je gelesen hat, hatte er in der Giesinger Stadtbibliothek ausgeliehen. Es waren die Memoiren des spanisch-mexikanischen Filmemachers Luis Buñuel: Mein letzter Seufzer.