Kammerspiele im Schauspielhaus, Maximilianstraße 26
Großes Aufsehen erregten die drei Dichterkinder Erika und Klaus Mann sowie Pamela Wedekind, als sie am 20. Oktober 1925 zusammen mit Gustaf Gründgens in den Münchner Kammerspielen an der Maximilianstraße 26 in Klaus Manns Schauspiel Anja und Esther die Homosexualität thematisierten. Das Stück hatte gleich einen „Sensationserfolg“34, der zu einer Fortsetzung drängte. Bereits im April 1927 hatte in Leipzig Klaus Manns Revue zu Vieren Premiere, in der neben Erika und Gustaf Gründgens, die seit dem 24. Juli 1926 verheiratet sind, und den Verlobten Klaus Mann und Pamela Wedekind noch ein weiteres Dichterkind mitwirkte, Thea, genannt „Mopsa“ Sternheim, die Tochter des Dramatikers Carl Sternheim; sie sorgte für die Dekorationen.
„Die lieben Kinder“ wurden wunderbar von Kurt Tucholsky verspottet und gleichzeitig zu, wenn auch fragwürdigen, Promis gekürt: „Pamela Wedekind, Erika Mann und Mopsa Sternheim treten am nächsten Dienstag in einer ‚Revue zu vieren‘ auf. Die Herren Eltern sind aus Österreich, München und Rührung nach Berlin geeilt.“35 Derart zu Promis erklärt, präsentierten die Münchner Kammerspiele im Schauspielhaus die Revue zu Vieren am 14. Mai 1927 in einer Nachtvorstellung.36 Doch nur Gustaf Gründgens und seine Frau bleiben beim Theater, auch wenn sich die beiden Anfang Januar 1929 scheiden lassen. Zur Jahreswende 1929/30 spielt Erika Mann im Münchner Prinzregententheater kurzfristig die Königin Elisabeth in Schillers Drama Don Carlos37, wird aber nicht dauerhaft engagiert.
Sie verlegt sich auf den Journalismus, unternimmt Autorennen durch Europa und schreibt ihre ersten beiden Kinderbücher, zusammen mit Richard Hallgarten das Kinderstück und Weihnachtsmärchen Jan’s Wunderhündchen (1931, Uraufführung am 14. Dezember 1932 in Darmstadt, Kleines Haus des Hessischen Landestheaters)38 sowie Stoffel fliegt übers Meer (1932) (Station 3). Diese Abenteuergeschichte eines blinden Passagiers, der im Zeppelin nach Amerika fliegt; illustrierte Richard Hallgarten, der das Erscheinen des Buches allerdings nicht mehr erlebte; er hatte sich Anfang Mai 1932 in Holzhausen bei Utting am Ammersee das Leben genommen.39
[34] Vgl. Die Kinder der Manns (wie Anm. 8), S. 78.
[35] Kaspar Hauser, „Die lieben Kinder“, in: Die Weltbühne (Berlin); Nr. 8 vom 19.2.1929, S. 304, hier zit. n.: Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke in 20 Bänden, hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz, Band 7 1929, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 41f., hier S. 41.
[36] Vgl. Hans Wagner, 200 Jahre Münchner Theaterchronik 1750-1950, München 1958, S. 138.
[37] Lühe, Erika Mann, S. 64-68; die Rolle spielt sie noch einmal im Juli 1932 am Münchner National-Theater (vgl. den Theaterzettel in: Helga Keiser-Hayne, Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933-1937. Texte, Bilder, Hintergründe. Reinbek bei Hamburg 1995, S. 17).
[38] Vgl. dazu die Neuausgabe: Erika Mann und Richard Hallgarten, Jan’s Wunderhündchen. Ein Kinderstück in sieben Bildern. Mit einer Erklärung von Erika Mann, hrsg. und mit einem Nachwort von Dirk Heißerer, München 2005 (Thomas-Mann-Schriftenreihe, Fundstücke Bd. 1).
[39] Vgl. Dirk Heißerer, „Tod in Utting. Ricki Hallgarten in Holzhausen 81932“, in: Literatur in Bayern, Jg. 21, Heft 82, Dezember 2005, S. 63-65.
Großes Aufsehen erregten die drei Dichterkinder Erika und Klaus Mann sowie Pamela Wedekind, als sie am 20. Oktober 1925 zusammen mit Gustaf Gründgens in den Münchner Kammerspielen an der Maximilianstraße 26 in Klaus Manns Schauspiel Anja und Esther die Homosexualität thematisierten. Das Stück hatte gleich einen „Sensationserfolg“34, der zu einer Fortsetzung drängte. Bereits im April 1927 hatte in Leipzig Klaus Manns Revue zu Vieren Premiere, in der neben Erika und Gustaf Gründgens, die seit dem 24. Juli 1926 verheiratet sind, und den Verlobten Klaus Mann und Pamela Wedekind noch ein weiteres Dichterkind mitwirkte, Thea, genannt „Mopsa“ Sternheim, die Tochter des Dramatikers Carl Sternheim; sie sorgte für die Dekorationen.
„Die lieben Kinder“ wurden wunderbar von Kurt Tucholsky verspottet und gleichzeitig zu, wenn auch fragwürdigen, Promis gekürt: „Pamela Wedekind, Erika Mann und Mopsa Sternheim treten am nächsten Dienstag in einer ‚Revue zu vieren‘ auf. Die Herren Eltern sind aus Österreich, München und Rührung nach Berlin geeilt.“35 Derart zu Promis erklärt, präsentierten die Münchner Kammerspiele im Schauspielhaus die Revue zu Vieren am 14. Mai 1927 in einer Nachtvorstellung.36 Doch nur Gustaf Gründgens und seine Frau bleiben beim Theater, auch wenn sich die beiden Anfang Januar 1929 scheiden lassen. Zur Jahreswende 1929/30 spielt Erika Mann im Münchner Prinzregententheater kurzfristig die Königin Elisabeth in Schillers Drama Don Carlos37, wird aber nicht dauerhaft engagiert.
Sie verlegt sich auf den Journalismus, unternimmt Autorennen durch Europa und schreibt ihre ersten beiden Kinderbücher, zusammen mit Richard Hallgarten das Kinderstück und Weihnachtsmärchen Jan’s Wunderhündchen (1931, Uraufführung am 14. Dezember 1932 in Darmstadt, Kleines Haus des Hessischen Landestheaters)38 sowie Stoffel fliegt übers Meer (1932) (Station 3). Diese Abenteuergeschichte eines blinden Passagiers, der im Zeppelin nach Amerika fliegt; illustrierte Richard Hallgarten, der das Erscheinen des Buches allerdings nicht mehr erlebte; er hatte sich Anfang Mai 1932 in Holzhausen bei Utting am Ammersee das Leben genommen.39
[34] Vgl. Die Kinder der Manns (wie Anm. 8), S. 78.
[35] Kaspar Hauser, „Die lieben Kinder“, in: Die Weltbühne (Berlin); Nr. 8 vom 19.2.1929, S. 304, hier zit. n.: Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke in 20 Bänden, hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz, Band 7 1929, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 41f., hier S. 41.
[36] Vgl. Hans Wagner, 200 Jahre Münchner Theaterchronik 1750-1950, München 1958, S. 138.
[37] Lühe, Erika Mann, S. 64-68; die Rolle spielt sie noch einmal im Juli 1932 am Münchner National-Theater (vgl. den Theaterzettel in: Helga Keiser-Hayne, Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933-1937. Texte, Bilder, Hintergründe. Reinbek bei Hamburg 1995, S. 17).
[38] Vgl. dazu die Neuausgabe: Erika Mann und Richard Hallgarten, Jan’s Wunderhündchen. Ein Kinderstück in sieben Bildern. Mit einer Erklärung von Erika Mann, hrsg. und mit einem Nachwort von Dirk Heißerer, München 2005 (Thomas-Mann-Schriftenreihe, Fundstücke Bd. 1).
[39] Vgl. Dirk Heißerer, „Tod in Utting. Ricki Hallgarten in Holzhausen 81932“, in: Literatur in Bayern, Jg. 21, Heft 82, Dezember 2005, S. 63-65.
