Leoni hieß nicht immer Leoni, sondern ursprünglich Assenbuch. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden hier einige der frühesten Villen am Starnberger See. Es war der Münchner Staatsrat Franz von Krenner (1762-1819), der sich 1810 in Assenbuch eine Villa im klassizistischen Stil errichten ließ, dort, wo heute das Hotel Leoni steht. Als Staatsrat Krenner 1819 kinderlos starb, erbte sein Freund, der Münchner Hofopernsänger Guiseppe Leoni (1770-1834), das Anwesen. Durch ihn wurde die Villa berühmt als weithin bekannter Treffpunkt von Künstlern und als Ort glanzvoller Feste. „Wir fahren zum Leoni“ wurde zu einem Diktum, mit der Folge, dass der Name „Leoni“ bald den eigentlichen Ortsnamen „Assenbuch“ verdrängte.

Das Anwesen des heutigen Seminarzentrums der Münchner Volkshochschule am Starnberger See, Haus Buchenried in Leoni (das diese 1953 von dem früheren Theaterdirektor und Dirigenten Willy Rolf Heger erwarb), ist ein geschichtsträchtiger und denkwürdiger Ort, ein Spiegel deutscher Geschichte. Tatsächlich haben dort nicht unbedeutende Persönlichkeiten gelebt. Die Geschichte des Anwesens beginnt mit der ersten Bebauung im Jahr 1827 durch den bekannten Münchner Baurat, Städtebau-Architekten und Begründer der Starnberger Dampfschifffahrt und Eisenbahnfahrt, Johann Himbsel (1787-1860). 1866 wurde es dann von einem der bekanntesten Bestsellerautoren des 19. Jahrhunderts erworben, Friedrich Wilhelm von Hackländer (1816-1877). 1877 kaufte es der bekannte Dachauer Papierfabrikant und Münchner Mäzen Louis Weinmann (1839-1902). In der Hand der Familie Weinmann war das Anwesen am längsten, bis zum Jahr 1919, also über 40 Jahre. Das überlieferte Gästebuch mit seinen vielen prominenten Namen zeigt, dass das Anwesen Weinmann zu einem bedeutenden Künstler- und Schriftsteller-Treff wurde. Von 1919 bis 1927 war es im Besitz des Frankfurter Unternehmers und Fabrikanten Kurt Weinreben (1966-1934), 1928 kaufte es Kurt Wolff (1887-1963), einer der berühmtesten Verleger Deutschlands. Von den Wolffs wiederum erwarb es schließlich der Theaterdirektor und Dirigent Wilhelm (Willy) Rolf Heger (1901-?).

Ehemaliges Hackländerhaus. Foto: Ingvild Richardsen

Alle Eigentümer des Leoni-Anwesens, Assenbucher Straße 45, waren engst mit den politischen und zeitgeschichtlichen Ereignissen verknüpft. Verschiedene Umbauten passten die Räumlichkeiten den jeweiligen Bedürfnissen der Eigentümer an, von denen es jeder nicht nur architektonisch, sondern auch vom Image her in ganz spezifischer Weise prägte.

Auffällig ist, dass das Anwesen seit 1877 bis zum Jahr 1933 in der Hand prominenter deutscher Unternehmer jüdischer Herkunft war: Louis Weinmann gehörte zu den bedeutendsten Papierfabrikanten Deutschlands, der Frankfurter Karl Weinreben zählte seinerzeit zu den reichsten Apothekern und chemischen Unternehmern Deutschlands, und der Leipziger und Münchner Verleger Kurt Wolff gehört mit Sicherheit zu Deutschlands bedeutendsten Verlegern.

Seminarzentrum Haus Buchenried. Foto: Ingvild Richardsen

 


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Literaturspaziergang Haus Buchenried als PDF-Druckversion

 

Verfasst von: Dr. Ingvild Richardsen