Der Spaziergang hat eine Länge von rund 3 km und dauert ca. 1 Stunde. Dabei sind die letzten 5 Stationen nicht eingerechnet, die von der Hauptroute weiter entfernt liegen und besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln angesteuert werden.

Der Spaziergang führt zu Orten, die Erich Mühsam als Schriftsteller und politisch denkenden und handelnden Protagonisten der Münchner Boheme zeigen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Mühsams Wirken in der Revolutions- und Rätezeit 1918/19. Es soll aber auch ein Blick auf das kulturelle Leben geworfen werden, das Mühsam vorfindet, als er sich Anfang 1909 fest in München niederlässt. Wichtige Zeitgenossen und die Cafés und Kneipen, die ihm ein zweites Zuhause sind, werden vorgestellt.

Spürbar wird auf diesem Spaziergang der Zusammenhang zwischen dem Neuerungsdrang in der Künstlerboheme und den politischen Forderungen der Arbeiterbewegung, was in der Revolution 1918 zu einem gesellschaftlichen Umbruch führt. Erich Mühsam schreibt über die Zeit später in seinen Unpolitischen Erinnerungen:

Weder Armut noch Unstetigkeit ist entscheidendes Kriterium für die Boheme, sondern Freiheitsdrang, der den Mut findet, gesellschaftliche Bindungen zu durchbrechen und sich die Lebensformen zu schaffen, die der eigenen inneren Entwicklung die geringsten Widerstände entgegensetzten.

Besonders kennzeichnend für Mühsam ist, dass dieser Drang „nicht auf die Führung des eigenen Lebens in größtmöglicher Ungebundenheit“ beschränkt bleibt, sondern sich in „Arbeit für die soziale Befreiung aller umsetzt“ (Unpolitische Erinnerungen, S. 20). In diesem Sinne bemüht er sich auch um das Münchner Proletariat. In den revolutionären Ereignissen ab November 1918 spielt er eine zentrale Rolle für die lokale Geschichte. Bis zur Niederschlagung der Räterepublik im Frühjahr 1919 lebt er in München. Ab da muss er fünf Jahre der politischen Haft im schwäbischen Niederschönenfeld verbringen, danach verlässt er Bayern und zieht gemeinsam mit seiner Frau Zenzl nach Berlin.

 


Spaziergang starten: Station 1 von 15 Stationen


 

Verfasst von: Monacensia im Hildebrandhaus / Laura Mokrohs

 

Sekundärliteratur:

Bäumler, Klaus; Fromm, Waldemar; Oelke, Harry; Schuler, Hubert (Hg.) (2015): Die Maxvorstadt. Historische Betrachtungen zu einem KulturViertel. München.

Heißerer, Dirk (2008). Wo die Geister wandern. Literarische Spaziergänge durch Schwabing. München.

Hirte, Chris (2009): Erich Mühsam. Eine Biographie. Freiburg.

Mokrohs, Laura (2018): Dichtung ist Revolution. Kurt Eisner, Gustav Landauer, Erich Mühsam, Ernst Toller. Regensburg.

Seligmann, Michael (1998): Aufstand der Räte. Die erste bayerische Räterepublik vom 7. April 1919. Gräfenau.

Tworek, Elisabeth (2016): Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann. Von der Boheme zum Exil. Regensburg 2016.

Quellen:

Leonhard Frank: Links wo das Herz ist. München 1952.

Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene. Ein Bekenntnis aus diesem Jahrzehnt. Werkausgabe. Bd. 1. Hg. v. Wilfried Schoeller. München 1994.

Max Halbe: Jahrhundertwende. Erinnerungen an eine Epoche. München 1976.

Hilde Kramer: Rebellin in München, Moskau, Berlin. Autobiographisches Fragment 1900-1924. Hg. v. Egon Günther u. Mitarb. v. Thies Marsen. Berlin 2011.

Heinrich Mann: Kurt Eisner (Gedenkrede, gehalten am 16.3.1919). In: Ders.: Macht und Mensch. München 1919.

Erich Mühsam: In meiner Posaune muß ein Sandkorn sein. Briefe 1900-1934. Bd. 1. Hg. v. Gerd W. Jungblut. Vaduz 1984.

– : Tagebücher. Hg. v. Chris Hirte und Conrad Piens. URL: http://www.muehsam-tagebuch.de.

– : Unpolitische Erinnerungen. Hg. v. Hubert van den Berg. Hamburg 1999.

– : Von Eisner bis Leviné. In: Erich Mühsam. Ausgewählte Werke. Bd. 2. Berlin 1985.

Zenzl Mühsam. Eine Auswahl aus ihren Briefen. Hg. v. Chris Hirte und Uschi Otten. Lübeck 1995 (Schriften der Erich-Mühsam-Gesellschaft, H. 9).

Martin Andersen Nexö: Die Braune Bestie. In memoriam Erich Mühsam. In: Ders.: Kultur und Barbarei. Gesammelte Werke. Bd. 3. Hg. v. Börge Houmann. Berlin 1957.

Ernst Toller. Briefe 1915-1939. Hg. v. Martin Gerstenbräun, Stefan Neuhaus, Gerhard Scholz, Veronika Schuchter, Irene Zanol. Digitale Ausgabe. URL: http://tolleredition.de/.