Der Spaziergang hat eine Länge von ca. 7,5 km und dauert ca. 1,5 Std. (reine Laufzeit).

Was hat der norddeutsche Kaufmannsroman vom „Verfall einer Familie“ mit München zu tun? Die bayerische Haupt- und Residenzstadt spielt in der erzählten Zeit des Romans zwischen 1835 und 1877 die keineswegs nur episodische Rolle eines Kontrapunkts zum Hauptschauplatz Lübeck, sondern war darüber hinaus der entscheidende Schreibort. Das hatte mit dem Lebensweg des jungen Thomas Mann (1875-1955) zu tun, der seine Vaterstadt 1894 mit 19 Jahren verlassen hatte und zu seiner Mutter nach München in die Rambergstraße 2/0 gezogen war.[1] Die Arbeit an seinem Erstling begann er im August 1897 aber in Rom. Dort lebte er seit Ende November 1896 mit seinem Bruder Heinrich, der bereits 1894 seinen ersten Roman In einer Familie, also ebenfalls eine Familiengeschichte, dank der finanziellen Unterstützung seiner Mutter publiziert hatte [2], unternahm verschiedene Reisen und Ausflüge, wohnte eine Zeitlang in dem Bergdorf Palestrina und konnte schon bald die angenehme Botschaft vernehmen, dass der Verleger Samuel Fischer in Berlin einige seiner frühen Novellen in dem Band Der kleine Herr Friedemann herausbringen wollte. Zugleich ermunterte Fischer den damals 21-jährigen Jungautor, einen Roman zu schreiben. Nach Vorarbeiten wurde das erste Blatt „Rom / Ende Oktober 1897“ datiert;[3] das war in Rom in der Via del Pantheon 57/II (Gedenktafel). Die letzte Zeile schrieb der 25-jährige Thomas Mann am 18. Juli 1900 in seinem damaligen Arbeitszimmer über dem Wirtshaus Seerose in Altschwabing, Feilitzschstraße 5/III (heute 32, Gedenktafel seit 2003). Die Schreibzeit für das Mammutwerk, das 1901 in zwei Bänden erschien, hatte, alles in allem, knapp drei Jahre betragen, die meiste Zeit davon, zweieinhalb Jahre, wurde der Roman in München geschrieben.

Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Roman [in zwei Bänden], Erstausgabe. Berlin: S. Fischer 1901 © Foto: H.-P.Haack (Wikimedia: Foto H.-P.Haack, CC BY-SA 3.0)

 


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[1] Vgl. Heißerer, Dirk (1993): In kleinen Junggesellenwohnungen. Wo Thomas Mann Buddenbrooks schrieb. In: Ders.: Wo die Geister wandern. Eine Topographie der Schwabinger Bohème um 1900. München, S. 99. Neuausg. 2008, S. 89 (hinfort zit. Heißerer, Geister).
[2] Vgl. die Neuausgabe Frankfurt a.M. 2000. In diesem ersten aller Mann-Romane scheint das spätere Buddenbrookhaus, wenn auch nur in einer Reminiszenz des Helden, erstmals auf (a.a.O., S. 83f.). Zu den oberbayerischen Schauplätzen im Roman und den bayerischen Wurzeln der Manns überhaupt vgl. Heißerer, Dirk (2005): Im Zaubergarten Thomas Mann in Bayern. München, S. 10-14, bes. 13f. (hinfort zit.: Heißerer, Zaubergarten)
[3] Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Roman. Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Frankfurt a.M. Bd. 1.2 (Kommentar), S. 499 (hinfort zit. GKFA).

Verfasst von: Dr. Dirk Heißerer

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