Die Stadtbibliothek München bewahrt im Literaturarchiv Monacensia zwei besondere Nachlässe, den Nachlass Klaus Manns (1905-1949) seit 1972 und den Nachlass seiner älteren Schwester Erika Mann (1905-1969) seit 1976. Erika war das erste von sechs Kindern des Ehepaars Katia (geb. Pringsheim) und Thomas Mann. Ihr 50. Todestag im Sommer 2019 gab den Anlass zu der ersten ihr gewidmeten Einzelausstellung Erika Mann – Kabarettistin, Kriegsreporterin, Politische Rednerin in der Monacensia, kuratiert von der Erika-Mann-Biographin Irmela von der Lühe. Zum Begleitprogramm der Ausstellung, die vom 11. Oktober 2019 bis zum 30. Juni 2020 gezeigt wurde, gehörte auch ein Literarischer Spaziergang, der biographische Aspekte auch im Rückblick auf die seinerzeit im Literaturhaus München gezeigte Ausstellung Die Kinder der Manns. Ansichten einer Familie (2005/06) ergänzte. Inzwischen lässt sich das Thema auch bei einem Literarischen Zimmerspaziergang erleben (YouTube).

Der Spaziergang beginnt am einstigen Haus Franz-Joseph-Straße 2, wo Erika Mann zur Welt kam (Station 1), führt in den Herzogpark zur Wohnung Mauerkircherstraße 13 (Station 2) und, nach einem Exkurs nach Bad Tölz (Station 3), in das Haus der Familie Mann an der Poschingerstraße 1 (Station 4) und der Familie Wedekind an der Prinzregentenstraße 50 (Station 5) Bei Manns und in den benachbarten Wohnungen der Jugendfreunde Richard Hallgarten (Pienzenauerstraße 15), Gerta Marcks (Mauerkircherstraße 41) und Gretl Walter (Mauerkircherstraße 43) spielte Erika Mann in dem von ihr mitgegründeten „Laienbund deutscher Mimiker“ erste Rollen1  und wusste schon früh, dass sie sich „das Theater als Beruf“2 wählen würde. Sie trat 1924 „im Steinecke-Saal [Adalbertstraße 15, heute Neubau] in einer Liebhabervorstellung“3 in Stücken Hugo von Hofmannsthals auf; spielte 1925 und 1930 in den Münchner Kammerspielen (Maximilianstraße 26) (Station 6) in Stücken Klaus Manns mit und hatte 1929/30 im Prinzregententheater (Prinzregentenplatz 12) großen Erfolg als Königin Elisabeth in Schillers „Don Carlos“. Im Hotel Vier Jahreszeiten (Maximilianstraße 17) brachte Erika Mann 1932 eine Jugendoper Mozarts zur Uraufführung (Station 7), hatte im Januar 1932 ein wichtiges Erlebnis anlässlich einer „Frauenversammlung“ im Hotel Union an der Barerstraße 7 (Station 8) in dessen Folge sie in der Bonbonniere (Neuturmstraße 5, heute Neubau) das politische Kabarett Die Pfeffermühle eröffnete, mit dem sie Mitte März 1933 in die Schweiz emigrierte (Station 9).

Der Spaziergang besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil führt nach einem Präludium in Schwabing durch den Herzogpark; im zweiten Teil geht es mit der Straßenbahn von dort zum Maxmonument und danach zu Fuß bis zur Neuturmstraße. 


Spaziergang starten: Station 1 von 9 Stationen


 

[1] Vgl. Klaus Mann, Kind dieser Zeit (1932), Reinbek bei Hamburg 1989, S. 75-80.

[2] Irmela von der Lühe, Erika Mann. Eine Biographie, Frankfurt a. M. 1996, S. 32.

[3] Klaus Mann, Kind dieser Zeit (wie Anm. 1), S. 174.

Verfasst von: Dr. Dirk Heißerer

Sekundärliteratur:

Dirk Heißerer: „Apollo und Hyazinth“. Erika Manns vergessene Mozart-Erstaufführung von 1932. Mit einem Kommentar Erika Manns, in: ders. (Hrsg.): Thomas Mann in München IV. Vortragsreihe Sommer 2006. München 2008, S. 203-218

Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933-1937. Texte, Bilder, Hintergründe. Reinbek bei Hamburg 1995.

Irmela von der Lühe: Erika Mann. Eine Biographie. Frankfurt a. M. 1993.

Erika Mann: Mein Vater, der Zauberer. Hrsg. von Irmela von der Lühe und Uwe Naumann. Reinbek bei Hamburg 1996.

Klaus Mann: Kind dieser Zeit. Reinbek bei Hamburg 1989.

Uwe Naumann (Hrsg.): Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum. Reinbek bei Hamburg 2005.

Hans Wagner: 200 Jahre Münchner Theaterchronik 1750-1950. München 1958.