Info
21.11.2020
20 Uhr
Christi-Himmelfahrtskirche, Saarstraße 2, Freising
Eintritt: € 8 / € 5
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38. Literarischer Herbst: Lesung zu Dietrich Bonhoeffer

Am 9. April, in diesem Jahr, wurde des 75. Todestages von Dietrich Bonhoeffer gedacht. Noch in den letzten Kriegstagen hat man den evangelischen Theologen, der aus Gewissensgründen ein Gegner des Naziregimes war, aus dem KZ Buchenwald, wo er bereits inhaftiert war, in das KZ Flossenbürg überstellt. Dort wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet. Diese dürren Fakten, nachzulesen in jedem Geschichtsbuch, dürften vielen von uns bekannt sein.
Doch was ging vor in diesem Mann, was hat ihn dazu bewogen, den unbequemen und gefährlichen Weg des Widerstands zu wählen und mit 39 Jahren in den Tod zu gehen? Der Münchner Autor Alois Prinz, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Lebensweg von Menschen nachzuspüren, die in irgendeiner Weise aus dem üblichen Rahmen herausgetreten sind, ist diesen Fragen nachgegangen.
Dietrich Bonhoeffer kam mit sechs Jahren nach Berlin, weil sein Vater eine Professur für Psychiatrie und Neurologie an der Charité antrat. Die kinderreiche Familie, Dietrich war mit einer Zwillingsschwester an vorletzter Stelle der acht Geschwister, lebte relativ beengt in einer Wohnung mit kleinem Garten in der Stadt. Doch im Ferienhaus mitten in der Natur im Ostharz genossen die Kinder alle Freiheiten.
Nach dem Abitur begann er in Tübingen ein Studium der evangelischen Theologie, das er in Berlin fortsetzte und dabei die Lehre Karl Barths kennenlernte. Dessen Aussagen über einen unergründbar radikal anderen Gott, der aber erlebbar ist, wenn man sich nach ihm ausrichtet, fesselte den jungen Studenten. Ein zweijähriges Vikariat in Barcelona, kurz nach seiner Promotion, führte den intellektuellen Theologen mitten hinein ins Leben der einfachen Leute und bestärkte seine Tendenz, den Glauben bei aller Wissenschaftlichkeit in die eigene Existenz zu überführen.
Zurück in Berlin setzte er jedoch seine akademische Laufbahn fort und habilitierte, während seine Geschwister dabei waren, sich ins lebendige Dasein zu stürzen. Im Hause Bonhoeffer gab es sechs Hochzeiten innerhalb von acht Jahren.
Als der Nationalsozialismus Deutschland vollkommen in den Griff zu nehmen begann, war Bonhoeffer gerade von einem längeren Studienaufenthalt aus den USA zurückgekehrt. Er war noch weit davon entfernt, „dem Rad in die Speichen zu greifen“, aber seine Predigten erregten bereits den Unmut der Nazis. In der Folgezeit gerieten immer mehr Mitglieder seiner Familie mit dem Hitler-Regime in Konflikt oder (gerieten) sogar in Lebensgefahr. Der Zwillingsschwester gelang es, mit ihrem jüdischen Ehemann und den beiden Töchtern in die Schweiz zu fliehen. Dietrich war inzwischen mit Maria von Wedemeyer verlobt, hatte Kontakt mit mehreren Widerstandsgruppen und es stand für ihn außer Frage, dass sich das Nazi-Regime mit der Freiheit eines Christenmenschen nicht vereinbaren lassen würde.

Alois Prinz wurde 1958 in Niederbayern geboren und studierte in München Germanistik und Philosophie. Parallel dazu machte er eine journalistische Ausbildung, schrieb auch für die Süddeutsche Zeitung und das Evangelische Sonntagsblatt. Sein schriftstellerischer Schwerpunkt liegt auf Biografien für Jugendliche und Erwachsene, die mit mehrern Literaturpreisen ausgezeichnet wurden. Er lebt mit seiner Familie bei Bad Aibling.

Johannes Öllinger ist der musikalische Begleiter von Alois Prinz bei vielen seiner Lesungen. Er ist Gitarrist, spielt in verschiedenen Ensembles und Orchestern, aber auch als Solist und Kammermusiker. Sein Spektrum reicht vom klassischen Gitarrerepertoire über zeitgenössische Kompositionen bis zu eigenen Stücken und Liedern.