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Die Uhren im Haus zitieren das typische Bahnhofsinventar (c) Stadtbücherei Lindau
Maximilianstraße 52
88131 Lindau
Öffnungszeiten: Di, Mi: 14-18 Uhr; Do: 16-19.30 Uhr; Fr: 9-12 Uhr; Sa: 10-13 Uhr
Telefon: 08382/2747470
Fax: 08382/274747859
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Stadtbücherei Lindau

Im 19. Jahrhundert geschehen zwei Dinge, die später für die damals noch nicht existente Stadtbücherei in Lindau von Bedeutung sein werden: 1806 wird die Brauerei Zum Storchen gegründet; ihren Namen erhält sie von dem Anwesen, in dem die zugehörige Gastwirtschaft zeitweise beheimatet ist. Vermutlich seit dem späten Mittelalter und noch bis heute heißt das Gebäude mit der Adresse In der Grub 36 das „Haus zum Storchen“. 1853 wiederum lässt man zwischen der Insel und dem Festland einen Bahndamm aufschütten und errichtet auf der Insel den ersten Lindauer Hauptbahnhof. Gut zehn Jahre später erwirbt die Stadt das „Haus zum Storchen“, das in der Folge Wohnungen, aber zeitweise auch das Eichamt beherbergt.

Nach der Wende zum 20. Jahrhundert, von 1913 bis 1921, erfolgt ein prächtiger und umfangreicher Neubau des Lindauer Hauptbahnhofs im zeitgenössischen Jugendstil, der im Dezember 1921 in Betrieb genommen wird und dessen Empfangsgebäude heute unter Denkmalschutz steht. Gut fünf Jahre später, im März 1927, verzeichnet Lindau die Gründung einer Volksbücherei im Neuen Rathaus am Bismarckplatz; auf Anordnung der französischen Besatzungsmacht erfolgt 1946 die Umbenennung in „Stadtbücherei“. Als die Stadt ab 1983 das Brauerei-Haus zum Storchen, dessen Bausubstanz teilweise aus dem 15. Jahrhundert stammt, saniert, entdeckt man im ersten Obergeschoß die historischen spätgotischen Decken, die zu den größten ihrer Art im Bodenseegebiet zählen. Um sie in Gänze sichtbar und zugänglich zu erhalten, werden anders als geplant keine Wohnungen eingebaut, sondern wird die Lindauer Stadtbücherei hier untergebracht, die am 25. November 1985 im neuen Zuhause eröffnet.

Allerdings herrscht auch „im Storchen“ bald Platzmangel, die 300 Quadratmeter, die dort zur Verfügung stehen, genügen den Bedürfnissen schon wenig später nicht mehr. Zudem entsteht der Wunsch, die drei bibliothekarischen Institutionen – die Reichsstädtische Bibliothek, das Stadtarchiv und die Stadtbücherei – unter einem Dach zu vereinen. Anfang des 21. Jahrhunderts nimmt die Idee langsam eine konkretere Gestalt an. Zwar scheitert der Plan, das Gebäude der Realschule nach deren Umzug in einen Neubau zu übernehmen, aus finanziellen Gründen. Im Juni 2005 kauft ein Investor das Postgebäude am Bahnhof – und wird mit der Stadt Lindau kurze Zeit später handelseinig: Hier sollen Stadtarchiv, Stadtbücherei und ein Teil der Reichsstädtischen Bibliothek – der historische Bestand verbleibt als Museum im Rathaus – gemeinsam einziehen.

Neue Perspektiven in alten Gemäuern (c) Stadtbücherei Lindau

Der Umbau des Postgebäudes ist aufwendig: Damit die Decken und Mauern die Lasten der vielen Tonnen Papier halten, werden Stahlträger eingezogen und weitere stützende Maßnahmen unternommen. Eine Spezialfirma fertigt die Regale und übrigen Möbelstücke passgenau für die nunmehr über 900 Quadratmeter der Stadtbücherei, die am 26. Februar 2008 eröffnet wird. Endlich ist nun ausreichend Platz vorhanden, um nicht nur alle Bücher bereitzustellen, sondern auch den Bestandsaufbau sinnvoll voranzutreiben. Der Wintergarten, zuvor Sortier- und manchmal auch Pausenraum der Postler, versorgt die Räume mit natürlichem Licht und ermöglicht den Ausblick auf die an- und abfahrenden Züge. Umgekehrt schaut man von der Fußgängerbrücke und aus stehenden Zügen zwischen die zum Licht ausgerichteten Regale. Bibliotheksbesucher und Fahrgäste sehen einander beim Lesen zu – und können einander sogar grüßen. Einfahrt und Ausfahrt der Züge korrespondieren mit dem Lesen, der Phantasie, dem Aufbruch zu anderen Orten. Und auch die Wegführung in der Bücherei verweist auf den Standort der Belletristik in den Wintergarten an „Gleis 1“.


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