Info
Geburtsjahr: 1195
Todesjahr: 1254
Hiltbolt von Swanegoen, zwei Damen zum Reigen führend. Codex Manesse, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, fol. 146r.
Namensvarianten: Hiltebolt von Swanegou, Hiltbolt von Swanegoen
Wirkungsorte:
Schwangau
Füssen
Hohenschwangau

Hiltbolt von Schwangau

Hiltbolt von Schwangau gilt als der wichtigste Vertreter des schwäbischen Minnesangs. Zwar ist er kein Neuerer auf dem Gebiet des Minnesangs, doch der „gekonnte Umgang mit traditionellen Formen, Motiven und Rollen bei kunstvoller Steigerung des Minnethemas erweist ihn als Meister der höfischen Liedkunst“ (Claudia Händl). Sein Werk steht unter dem Einfluss der staufischen Minnesangtradition Friedrichs von Hausen und ist auch anderen Minnesängern verpflichtet (Walther von der Vogelweide, Ulrich von Liechtenstein, Heinrich von Morungen, Reinmar der Alte). Von Hiltbolt sind in den berühmten Sammlungen von Minnedichtungen, der Weingartner (B) und Großen Heidelberger Liederhandschrift (C), 23 Lieder überliefert.

Hiltbolt ist der Spross ursprünglich welfischer, seit 1191 staufischer Ministerialen am Lechrain mit Stammsitz in der Nähe von Füssen, die in die Reichsritterschaft gegen Ende des 13. Jahrhunderts aufrückten. 1536 sind die Schwangauer bereits ausgestorben. Über das Leben Hiltbolts ist wenig bekannt. Als nachgeborener Sohn steht er in Diensten des Grafen Albrecht III. von Tirol, wofür auch zeitlich Sprache, Wortgebrauch, Strophenbau und die Abhängigkeit von anderen Minnesängern sprechen. 1221, 1225, 1228 und 1240 wird Hiltbolt als Zeuge in Rechtsgeschäften erwähnt; bis 1254 scheint sein Name urkundlich nachweisbar zu sein, jetzt im Dienste des Grafen Gebhard von Hirschberg. Im Gefolge seines ersten Herrn, des Grafen Albrechts, nimmt er u.U. am fünften Kreuzzug (1217-1221) teil ─ ein Kreuzlied XVII und die Nennung von „Sürîe“ in XVIII sprechen dafür. Die Verwendung des Liedtyps allein beweist Hiltbolts Teilnahme jedoch nicht. Die Kreuzzugsthematik wird in XVII kunstvoll auf die Minne bezogen und steigert in der Zuspitzung auf Gott die Abschiedssituation des Liebenden.

Der Versuch der älteren Forschung (Carl von Kraus), Hiltbolts Lieder zu einem Zyklus zusammenzufassen, so dass eine Art chronologisch gewachsener „Liebesroman“ entsteht, ist wegen des wenig stichhaltigen Biografismus gleichfalls problematisch. Hiltbolt bietet einen abwechslungsreichen Katalog von Themen in seinen Liedern, vom Tanzlied bis zum Kreuzlied. Gerade sein Tanzlied „Ich will aber der lieben singen“ weist schon voraus auf die parodistische Dorfpoesie Neidharts von Reuental. Prägende Formen bei Hiltbolt sind der hohe Anteil an Ein- und Zweistrophern und der bevorzugte romanisierende Strophenstil (14 gleichversige Kanzonen, davon 8 und 2 weitere im Dreisilbentakt; neunmal Zwieklängigkeit oder andere Reimarten), was eine Anknüpfung an den frühen bzw. staufischen Minnesang erkennen lässt. Des gleichen gilt für den Wortschatz, insbesondere die Reimwörter, und die Motivgestaltung.

Was die Nachwirkung Hiltbolts angeht, sind nicht zuletzt die Werkzitate bei dem Tiroler Liederdichter Oswald von Wolkenstein (1376/77-1445), der seine Texte auf Hohenschwangau findet, erwähnenswert. Seit dem 19. Jahrhundert erfahren Hiltbolts Lieder durch Editionen und zwei Übersetzungen, darunter von dem schwäbischen Schriftsteller Arthur Maximilian Miller (Hiltpold von Schwangau. Ein Allgäuer Minnesänger), verschiedentlich Aufmerksamkeit.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

Händl, Claudia (2009): Hiltbolt von Schwangau. In: Verfasser-Datenbank. De Gruyter, Berlin und Boston. URL: http://www.degruyter.com.vdbo.emedia1.bsb-muenchen.de/view/VDBO/vdbo.killy.2673, (09.05.2014).

Pörnbacher, Hans: Hiltbolt von Schwangau. In: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 162f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd118551205.html, (09.05.2014).

Pörnbacher, Hans (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 40-42.

Worstbrock, Franz Josef (1983): Hiltbolt von Schwangau. In: Verfasser-Datenbank. De Gruyter, Berlin und Boston. URL: http://www.degruyter.com.vdbo.emedia1.bsb-muenchen.de/view/VDBO/vdbo.vlma.1818, (09.05.2014).


Externe Links:

Literatur von Hiltbolt von Schwangau im BVB

Literatur über Hiltbolt von Schwangau im BVB

Ich wil aber der lieben singen