Info
Geb.: 25.12.1878 in Bonn
Gest.: 30.4.1960 in Tiefenbach b.Oberstdorf
Wilhelm Vershofen Dr. phil. © Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V. (NIM)
Titel: Prof. Dr. phil.

Wilhelm Vershofen

Der 1878 in Bonn geborene Wilhelm Vershofen wirkt als Wirtschaftswissenschaftler, Hochschullehrer, Politiker, Philosoph und Schriftsteller. In seinem literarischen Werk verbindet er gesellschaftliche, ökonomische und existentielle Fragestellungen. Von 1936 bis zu seinem Tod 1960 lebt Vershofen mit seiner Frau in Tiefenbach bei Oberstdorf.

Werdegang

Wilhelm Vershofen stammt aus einer rheinischen Handwerkerfamilie. Nach dem Besuch von Gymnasien in Deutschland und England absolviert er eine kaufmännische Lehre und studiert Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Bonn und München, dann Volkswirtschaft und Jura in Bonn und Jena. 1904 wird er mit einer Arbeit über Shakespeare zum Dr. phil. promoviert und arbeitet als Oberlehrer in Jena. 1912 gründet er den Bund der Werkleute auf Haus Nyland in Hopsten, eine Vereinigung für schöpferische Arbeit. Mit seinem Schwager Josef Winckler gibt er von 1912 bis 1914 die Vierteljahresschrift Quadriga heraus, die von 1918 bis 1922 unter dem Titel Nyland weitergeführt wird. Vershofen tritt in die Wirtschaft über und gehört 1919/20 der Deutschen Nationalversammlung für die Deutsche Demokratische Partei an.

1919 gelingt ihm mit der Gründung des Instituts für Wirtschaftsbeobachtung (IfW) in Bamberg ein wichtiger Schritt zur Institutionalisierung der Marktforschung. Um die wachsenden Aufgaben bewältigen zu können, kommt es 1934 zur Gründung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg, gemeinsam mit Ludwig Erhard und Erich Schäfer. 1921 nimmt Vershofen einen Lehrauftrag an der Handelshochschule Nürnberg an und wird 1924 zum Ordinarius für Wirtschaftswissenschaften berufen. Vershofen gilt als Begründer der modernen Marktforschung in Deutschland, er entwickelt das Nutzenschema zur Beschreibung der Bedeutung von Konsumgütern für Konsumenten. Ab Juli 1936 lebt er mit seiner Frau Julia Elisabeth Maria (ihr Rufname ist Gustava) in Tiefenbach bei Oberstdorf, wo er 1960 im Alter von 81 Jahren stirbt.

Professor Ludwig Erhard, Professor Dr. Wilhelm Vershofen, und GfK-Geschäftsführer Dr. Georg Bergler (v.l.n.r.) © Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V. (NIM)

Wichtige Werke (Auswahl)

Wilhelm Vershofen ist in erster Linie Wirtschaftswissenschaftler, doch verfasst er auch literarische Texte, insbesondere Romane, Novellen, Grotesken, Essays und philosophische Werke. Seine formal moderne und kapitalismuskritische Finanznovelle Der Fenriswolf sorgt 1914 für Diskussionen. Mit Tyll Eulenspiegel. Ein Spiel von Not und Torheit (1919) greift er auf die Figur des Narren zurück, um menschliche Schwächen und gesellschaftliche Missstände kritisch zu beleuchten. Weitere belletristische Werke sind Swennenbrügge – Das Schicksal einer Landschaft (1928), Rhein und Hudson. Dreizehn Grotesken (1929), Poggeburg – Geschichte eines Hauses (1934), Heiliges Feuer (1937), Zwischen Herbst und Winter (1938), Seltsame Geschichten (1939), Reben, Glockengeläut (1940), William, der Landedelmann (1948), Die Klage der Tiere (1950), Das silberne Nixchen oder Tünnes und Schäl (1951) und Der große Webstuhl. Das Epos der Baumwolle (1954).

Von Vershofen stammen – neben wirtschaftswissenschaftlichen Werken wie Wirtschaft als Schicksal und Aufgabe (1930, Neuauflage 1950) – auch eine Reihe philosophischer und wirtschaftsethischer Texte, die sich mit den Grundlagen verantwortlichen Handelns in Wirtschaft und Gesellschaft auseinandersetzen, so in Licht im Spiegel (1934), Wille und Verantwortung (1940), Das Jahr eines Ungläubigen (1942) und Dialektik und Polarität (1951). 

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.


Externe Links:

Literatur von Wilhelm Vershofen im BVB

Geschichte des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen