Hans Faigele
Über das Leben des Füssener Färbermeisters Hans Faigele ist fast nichts bekannt. Seine Nennung ist aber im Hinblick auf eine Chronik bedeutsam, die Faigele von 1618 bis 1640 verfasst: Chronik der Stadt Füßen und ihrer nächsten Umgebung.
Die für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) aufschlussreiche Chronik ist von Richard Lipp in den Jahrbüchern Alt Füssen 1990-2007 veröffentlicht worden und befindet sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Eine lückenhafte Abschrift aus dem Jahr 1829 ist im Archiv der Stadt Füssen vorhanden.
Aus der Chronik wissen wir, dass Hans Faigele seine Aufzeichnungen mit dem Jahr und Tag seiner Hochzeit beginnt, außerdem scheint er literarisch oder zumindest schulgebildet zu sein, da jedes Jahr mit einem Reimgebet in 6-füßigen Jamben abgeschlossen wird:
Ich bit dich lieber gott vnd herr
Wendt von vns disen thairung [Teuerung] schwer
Sieh an o her der Armen Noth
vnd gib vns her daß teglich broth.
Ansonsten erhält der Leser viel Auskunft über Einzelheiten des Alltags, Teuerungen (wie die Kipper- und Wipperinflation), Diebstahl, Kindsentführung, Mord, Hinrichtungen, Brände, Ausstattung der Kirchen, Witterungsverhältnisse, die Hungers- und Seuchennot von 1627/28 sowie den Krieg in Faigeles Allgäuer Heimat (1632-1635). Die Omnipräsenz Gottes ist bei Faigele unbestritten, auch wenn er den Halleyischen Kometen von 1618 nicht als Vorboten des Dreißigjährigen Krieges deutet; alles wird bei ihm der „(guten) Vorsehung“ (providentia) anvertraut. Umso aufmerksamer beobachtet er die vielen für ihn fremdartigen, wiedereingeführten religiösen Bräuche, Zeremonien und Feiertage wie die Spendung der letzten Ölung, die Predigten der Franziskaner und die Schauspiele der Jesuiten.
Sekundärliteratur:
Hille, Martin (2010): Providentia Dei, Reich und Kirche. Weltbild und Stimmungsprofil altgläubiger Chronisten 1517-1618. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 81). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, S. 163f.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 163f.
Externe Links:
Die Füssener Chronik des Hans Faigele 1618-1640 bei Richard Lipp
Über das Leben des Füssener Färbermeisters Hans Faigele ist fast nichts bekannt. Seine Nennung ist aber im Hinblick auf eine Chronik bedeutsam, die Faigele von 1618 bis 1640 verfasst: Chronik der Stadt Füßen und ihrer nächsten Umgebung.
Die für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) aufschlussreiche Chronik ist von Richard Lipp in den Jahrbüchern Alt Füssen 1990-2007 veröffentlicht worden und befindet sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Eine lückenhafte Abschrift aus dem Jahr 1829 ist im Archiv der Stadt Füssen vorhanden.
Aus der Chronik wissen wir, dass Hans Faigele seine Aufzeichnungen mit dem Jahr und Tag seiner Hochzeit beginnt, außerdem scheint er literarisch oder zumindest schulgebildet zu sein, da jedes Jahr mit einem Reimgebet in 6-füßigen Jamben abgeschlossen wird:
Ich bit dich lieber gott vnd herr
Wendt von vns disen thairung [Teuerung] schwer
Sieh an o her der Armen Noth
vnd gib vns her daß teglich broth.
Ansonsten erhält der Leser viel Auskunft über Einzelheiten des Alltags, Teuerungen (wie die Kipper- und Wipperinflation), Diebstahl, Kindsentführung, Mord, Hinrichtungen, Brände, Ausstattung der Kirchen, Witterungsverhältnisse, die Hungers- und Seuchennot von 1627/28 sowie den Krieg in Faigeles Allgäuer Heimat (1632-1635). Die Omnipräsenz Gottes ist bei Faigele unbestritten, auch wenn er den Halleyischen Kometen von 1618 nicht als Vorboten des Dreißigjährigen Krieges deutet; alles wird bei ihm der „(guten) Vorsehung“ (providentia) anvertraut. Umso aufmerksamer beobachtet er die vielen für ihn fremdartigen, wiedereingeführten religiösen Bräuche, Zeremonien und Feiertage wie die Spendung der letzten Ölung, die Predigten der Franziskaner und die Schauspiele der Jesuiten.
Hille, Martin (2010): Providentia Dei, Reich und Kirche. Weltbild und Stimmungsprofil altgläubiger Chronisten 1517-1618. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 81). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, S. 163f.
Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 163f.