Info
Geb.: 3. 7.1918 in Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou)
Gest.: 13.2.1990 in Kaufbeuren
Dr. med. Richard Zasche (ca. 1975) © Ingrid Zasche
Titel: Dr. med.

Richard Zasche

Der aus Gablonz im Sudentenland stammende praktische Arzt Richard Zasche, geboren 1918, gehört mit seiner Frau Gertrud zu den prägenden Personen im kulturellen, sozialen und kommunalen Leben seiner neuen Heimat Kaufbeuren-Neugablonz. In seiner Freizeit schreibt er zahlreiche Gedichte in Standardsprache, widmet sich der Pflege der paurischen Mundart und gibt heimatkundliche Schriften heraus.

Werdegang

Richard Eduard Zasche wird im nordböhmischen Gablonz als einziges Kind seiner Eltern geboren, sein Vater ist in der Gablonzer Schmuckindustrie tätig. Zasche beendet die Schulzeit am Realgymnasium in Gablonz 1937 mit der Matura und studiert Medizin an der Deutschen Karlsuniversität in Prag. Im Zweiten Weltkrieg wird er als Sanitäter im Russlandfeldzug und als Arzt an der Westfront eingesetzt. 1943 heiratet er die promovierte Germanistin Gertrud Henlein (1920-2014). Bedingt durch die Kriegswirren kann er sein Studium erst 1944 mit der Promotion abschließen. Gegen Kriegsende wird er verwundet und verbringt die Jahre 1945 bis 1947 in Kriegsgefangenschaft in Göppingen. 1948 folgen weitere fünf Monate politische Gefangenschaft in Amberg. Anschließend findet er eine Anstellung als Assistenzarzt im Kreiskrankenhaus Lauf an der Pegnitz. 1952 ziehen Gertrud und Richard Zasche mit ihren Kindern nach Neugablonz, wo die Familie auf sechs Köpfe anwächst und Zasche eine eigene Praxis eröffnet. Die Eheleute engagieren sich im langsam entstehenden Neugablonz von Anfang an sowohl sozial und kommunal als auch kulturell.

Am 13. Februar 1990 erliegt Richard Zasche den Spätfolgen einer Diabetes-Erkrankung. Sein Lebenswerk im Bucharchiv des Isergebirgs-Museums, die Zusammenstellung einer Ostdeutschen Bibliothek, wird nach seinem Tod von seiner Frau Gertrud weitergeführt und ausgebaut.

Wichtige Werke (Auswahl)

In jeder freien Minute widmet sich Richard Zasche seinen literarischen Neigungen. Einer seiner schriftstellerischen Schwerpunkte liegt auf der Lyrik. 1993 erscheint Zwiegesang. Gedichte eines Lebens im Eigenverlag mit standardsprachlichen Gedichten von Gertrud und Richard Zasche, herausgegeben durch die Tochter Ingrid. 2005 erscheint das Buch Maria mit der Blüte mit Märchen und Legenden von den Eheleuten als Paperback, 2006 als gebundenes Buch. 

Neben den poetischen Gedichten und Märchen publiziert Zasche Schriften zur Geschichte der Sudetendeutschen. 1983 veröffentlicht er Konrad Henlein: Ein Lebensbild über Konrad Henlein (1898-1945), einen sudentendeutschen Politiker, späteren Nationalsozialisten und Führer der Sudetendeutschen Partei. Ende der 1970er Jahre übersetzt er den Briefwechsel zwischen dem Kaufbeurer Arzt Johann Georg Brengger und Johannes Kepler aus dem Lateinischen (publiziert im Allgäuer Geschichtsfreund). Die Pflege der paurischen Mundart liegt Richard Zasche besonders am Herzen. 1953 initiiert er die 14-tägig erscheinende Mundartglosse „Nej su wos“ in der Allgäuer Zeitung und verfasst dafür zahlreiche Beiträge. Im 2011 posthum erschienenen Buch Wie’s salt drhejme wor. Erinnerungen an Gablonz und das Isergebirge blickt er auf seine Kindheit und Jugend zurück. 

Stil / Rezeption

Obwohl er mit seiner oft unverblümten Art bei manchen Mitmenschen aneckt, wird das gesellschaftliche Engagement und das literarische Wirken des „Zasche-Doktors“ in Kaufbeuren und Neugablonz gewürdigt.

Mitgliedschaften

Richard Zasche übernimmt in Neugablonz mehrere Ehrenämter, ist Vorstandsmitglied in landsmannschaftlichen Vereinigungen wie Heimatkreis, Leutelt-Gesellschaft und Archiv-Verein und von 1978 bis 1984 Kaufbeurer Stadtrat.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

Ballis, Anja; Dieter, Stefan (2001): Die urbane Vielfalt – Kaufbeurer Literaturgeschichte in ihrer städtischen Verbundenheit. In: Kraus, Jürgen; Dieter, Stefan (Hg.): Die Stadt Kaufbeuren, Band II, Kunstgeschichte, Bürgerkultur und religiöses Leben, Bauer Verlag, Thalhofen, S. 144.

Zasche, Ingrid: Erinnerungen an den „Zasche-Doktor“. In: Kreisbote Kaufbeuren vom 10.07.2018.


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