Info
Geb.: 25. 7.1761 in Waltershausen
Gest.: 12.5.1843 in Berlin
Charlotte von Kalb, gemalt von Johann Heinrich Schmidt (1785)
Namensvarianten: Charlotte Freiin Marschalk von Ostheim (Mädchenname)

Charlotte von Kalb

Charlotte von Kalb, geborene Freiin Marschall von Ostheim, ist eine Schriftstellerin und bedeutende Person im geistigen Leben der Weimarer Klassik. Geboren 1761 in Waltershausen wird sie bekannt als Vertraute Friedrich Schillers und Jean Pauls und führt ein bewegtes, von geistiger Unruhe geprägtes Leben. Ihre Werke Cornelia (1851) und Charlotte (1879) sind stark autobiografisch geprägt. Die Autorin stirbt 1843 in Berlin. 

Werdegang

Charlotte von Kalb wächst nach dem frühen Verlust ihrer Eltern bei Verwandten und Bekannten auf. 1783 heiratet sie den Offizier Heinrich von Kalb. In Mannheim begegnet sie 1784 Friedrich Schiller, zu dem sich zunächst eine geistig beflügelnde, später auch leidenschaftliche Beziehung entwickelt, in der die eheliche Verbindung allerdings ausbleibt. Zwischen 1792 und 1794 hält sie sich bei ihrem Sohn auf, als dessen Hauslehrer Friedrich Hölderlin engagiert wird. Später lebt sie in Weimar, wo sie Kontakt zu Johann Wolfgang von Goethe und Jean Paul pflegt. Mit letzterem geht sie ebenfalls eine Liebesbeziehung ein. Wie Schiller zuvor, verhilft sie auch Jean Paul zu Verbindungen in die höhere Gesellschaft. Nach Verlust ihres Vermögens verarmt, versucht sie sich als Erzieherin und Schriftstellerin und verdient sich ihren Unterhalt schließlich als Kurzwarenhändlerin. Ihr Ehemann sowie ihr älterster Sohn hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits das Leben genommen. Inzwischen erblindet diktiert sie im Alter ihre Erinnerungen. 

Wichtige Werke (Auswahl)

Charlotte von Kalb hinterlässt zwei literarische Werke: den Roman Cornelia (1851) sowie die unvollendete autobiografische Schrift Charlotte (1879). Beide werden erst nach ihrem Tod veröffentlicht. Die Texte sind einerseits stark von ihren persönlichen Erfahrungen und andererseits von einem besonders gefühlsbetonten und schwärmerischen Ton geprägt. Dennoch zeigen gewisse Passagen durchaus eine Reflexion ihrer Position als Frau ihrer Zeit sowie einen selbsironischen Standpunkt. 

Stil / Rezeption

Frühe Kritiken diskutieren Zusammenhangslosigkeit und einen Gefühlsüberschwang in Charlotte von Kalbs Werk Cornelia. Auch können ihre Memoiren nur bedingt als historisches Dokument verstanden werden, da sich Fakten und Fiktion darin vermischen. Die spätere Rezeption schwankt zwischen einer Verurteilung der Autorin als Gefahr für die Genies der sie umgebenden Schriftsteller und einem verständnisvollen Blick auf ihre eigenen Talente und die Umstände ihrer Zeit. Charlotte von Kalbs Briefe zeigen fortschrittliche Ansichten zu Ehe und Familie und werfen feministisch-emanzipatorische Fragen auf.

Heute wird in ihrem Geburtsort Waltershausen mit einem FrauenOrt an Charlotte von Kalb erinnert. Zwischen Trabelsdorf und Dankenfeld erstreckt sich außerdem ein Wanderweg, der den Spuren von Friedrich Hölderlin und Charlotte von Kalb folgt.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

Schmitz-Scholemann, Christoph (2018): Über Charlotte von Kalb. 

Schulte, Sabine (1977): Kalb, Charlotte von. In: Neue Deutsche Biographie 11, S. 45-46. 


Externe Links:

Literatur von Charlotte von Kalb im BVB

Literatur über Charlotte von Kalb im BVB

Charlotte von Kalb in der Wikipedia