Info
Geburtsjahr: 1170
in Wolframs-Eschenbach
Todesjahr: 1220
Wolfram von Eschenbach, Autorbild als Ritter im Codex Manesse

Wolfram von Eschenbach

Wolfram von Eschenbach (ca. 1170 bis ca. 1220) ist ein Dichter des Mittelhochdeutschen. Er verfasst mehrere Epen und Lyrik als Minnesänger, sein bekanntestes Werk ist der in Versen verfasste Roman Parzival. Wolfram von Eschenbach zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern des Mittelalters, seine Dichtung ist im Codex Manesse niedergeschrieben. 

Werdegang

Wolfram von Eschenbach stammt vermutlich aus Obereschenbach in Franken (heute: Wolframs-Eschenbach). Viel ist über sein Leben nicht bekannt. Er steht wohl als fahrender Ritter im Dienst verschiedener Fürsten. 

Wichtige Werke (Auswahl)

Neben dem Versepos Parzival verfasst er die Werke Willehalm und Titurel sowie einige Minnelieder. Parzival, sein umfangreichstes Werk und eines der bedeutendsten Werke der mittelalterlichen deutschen Literatur, erzählt in 25.000 paarweise gereimten Versen u.a. von Parzivals Ausbildung zum Ritter und seiner Suche nach dem Heiligen Gral. Parallel wird die Geschichte des Artusritters Gawan behandelt, der als der vollkommene Ritter dargestellt wird. Nach früherem Scheitern und darauffolgender Läuterung wird Parzival schließlich zum König des Grals erwählt.

Das fragmentarisch erhaltene Versepos Willehalm schreibt Wolfram von Eschenbach im Auftrag Hermann I., Landgraf von Thüringen. Das Werk widmet sich dem christlichen Markgrafen Willehalm, seinem Kampf „um sein Land und seine Gemahlin gegen die Sarazenen“. Zentrales Thema ist der Konflikt zwischen Christentum und „Heidentum“, wobei Wolfram beide Seiten differenziert darstellt. Angesichts der brutalen Kreuzzüge des Mittelalters kann der Text als aufklärerisch gelesen werden. Als Vorlage dient das Chanson d’Aliscans.

Der Text Titurel ist ebenfalls nur in Fragmenten erhalten. Anders als Parzival ist die Geschichte des Liebespaares Sigune und Schionatulander nicht in Reimpaarversen, sondern in Strophen verfasst. Außerdem ist Tituriel die erste Sagenerzählung der deutschen Literatur aus dem Artuskreis, die über keine fremde Vorlage verfügt.

Stil / Rezeption

Wolfram von Eschenbach gilt als einer der größten Dichter des deutschen Mittelalters und prägt mit seinen Texten die höfische Dichtung seiner Zeit entscheidend. Die von ihm speziell für Titurel erfundene Strophenform wird von vielen Lyrikern übernommen. Besonders die Weiterdichtung Jüngerer Tituriel des Dichters Albrecht macht Wolfram von Eschenbach zum bedeutendsten Ritterdichter des Mittelalters. Auch für die Oper Parsifal von Richard Wagner dient Wolfram von Eschenbachs Werk als Vorlage. 

1917 wird die mutmaßliche Geburtsstadt Wolframs von Eschenbach Obereschenbach in Wolframs-Eschenbach umbenannt. 1935 wird ein Wolfram von Eschenbach-Bund gegründet, aus dem 1968 die Wolfram von Eschenbach-Gesellschaft hervorgeht, die auch heute noch aktiv ist.

Willehalm ist laut Forschungsstand einer der meistüberlieferten weltlichen Texte der mittelhochdeutschen Literatur. Die UB Heidelberg hat es sich deshalb in Kooperation mit den Universitäten Bochum und Hamburg in einem Forschungsprojekt, das bis voraussichtlich 2035 laufen wird, zur Aufgabe gemacht, die Überlieferungstexte zusammenzutragen und damit den Kontext des Willehalm zu erschließen.