Max Bernstein
Max Bernstein wird als Sohn des Großhändlers (für Garn und englische Waren) Simon und seiner Frau Mathilde Bernstein geboren. Er besucht die Lateinschule in Fürth sowie das Gymnasium in Nürnberg und Frankfurt; Rechtswissenschaften studiert er in Würzburg, Heidelberg, Leipzig und München, wo er seit 1877 lebt und als selbständiger Anwalt seit 1881 tätig ist. Seine Plädoyers sind berühmt und führen ihn über München hinaus nach Hamburg, Paris, bis nach Berlin. Im Dienst der SPD legt Bernstein die Unhaltbarkeit des Sozialistengesetzes offen, im Prozess gegen den Fürsten Eulenburg wird er Verteidiger von Maximilian Harden; im „Residenzprozess“ verhilft er einem zu Unrecht Beschuldigten, dem König Ludwig II. zehntausend Mark gestohlen zu haben, zu Freispruch, er verteidigt die Bauern von Fuchsmühl, den anarchistischen Dichter Erich Mühsam, die Schriftsteller Ludwig Thoma oder Paul Lindau und setzt sich, wenn auch vergeblich, für Felix Fechenbach ein. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte Zeitschrift Simplicissimus gehören mit zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte.
Darüber hinaus ist Bernstein 16 Jahre lang Theaterkritiker bei den Münchner Neuesten Nachrichten. Ständig um die geistige Mündigkeit des Zuschauers bemüht, geißelt er jede inszenatorische Plattitüde, wobei er selbst vor Sprechfehlern keinen Halt macht, und beeinflusst so die Spielplanpolitik der Münchner Theater. Die Durchsetzung von Henrik Ibsen und Gerhart Hauptmann auf deutschen Bühnen ist ihm zu verdanken; als Privatmann und Kunstliebhaber organisiert er nicht-öffentliche Vorstellungen, um Stücke trotz polizeilichen Verbots aufführen zu können. Aber auch sonst setzt sich der in Deutschland tourende Bernstein für die neue Literatur des Naturalismus ein, indem er vieles vorwegnimmt, was später in programmatischen Schriften der literarischen Strömung festgehalten wird.
Zusammen mit seiner Frau Elsa, die unter dem Pseudonym „Ernst Rosmer“ als Dramatikerin Erfolge feiert, betreibt Max Bernstein einen literarischen Salon am Wittelsbacher Platz. In diesem verkehren Theodor Fontane, Henrik Ibsen, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann (dessen Sohn Klaus heiratet Bernsteins Tochter Eva), Thomas Mann, Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma, Frank Wedekind, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Max Halbe, Hermann Sudermann, Otto Brahm, Ricarda Huch, Eduard von Keyserling, Georg Hirth, Erich Mühsam, Klabund, Franziska zu Reventlow, Annette Kolb, Tilla Durieux, Richard Strauss und viele andere. Neben Hauptmann verbindet Bernstein vor allem mit Ludwig Ganghofer eine lebenslange Freundschaft.
Obgleich er mit dem frei gesprochenen, pointierten Wort mehr Eindruck und Wirkung erzielt als mit seinen eigenen künstlerischen Werken (etwa gegen die Lex Heinze), bleibt Bernstein der Erfolg auch hier nicht erspart: zu seinem dichterischen Œuvre zählen Erzählungen, Lustspiele und Gesellschaftstücke (D'Mali, Die Sünde, Der gute Vogel, Mathias Gollinger), aber auch in Vorträge und Gerichtsreden verstreute Aphorismen, die nie gesammelt werden. Um ein breites Publikum zu erreichen, nutzt er das Medium der Unterhaltungsdramatik und baut sozialkritische Themen und Wertvorstellungen, wie moderne Mädchenerziehung, freie Sexualität, Emanzipation, Warnung vor Antisemitismus, soziale Verantwortung, demokratische Grundeinstellung, ein. Sein Nachlass mit seinen Notizbüchern wird 1939 schließlich von den Nationalsozialisten konfisziert und ist bis heute verschollen.
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (2001): Oberpfälzer Literaturg'schichten. Audio-CD. Radio Ramasuri, Weiden. Text & Sprecher: Bernhard M. Baron © Radio Ramasuri.
Leyen, Friedrich von der: Bernstein, Max Ernst. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 135f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd119257408.html, (23.10.2011).
Noack, Bernd (2007): Mit Licht und Schatten gepflastert. Elf literarische Erkundungen in Fürth (Auf den Spuren der Dichter und Denker durch Franken, 5). Schrenk-Verlag, Gunzenhausen, S. 20-28.
Wolfsteiner, Fred (1993): Die Fuchsmühler Holzschlacht 1894. Chronologie eines Skandals. Bodner Verlag, Pressath, S. 125ff.
Externe Links:
Literatur von Max Bernstein im BVB
Max Bernstein wird als Sohn des Großhändlers (für Garn und englische Waren) Simon und seiner Frau Mathilde Bernstein geboren. Er besucht die Lateinschule in Fürth sowie das Gymnasium in Nürnberg und Frankfurt; Rechtswissenschaften studiert er in Würzburg, Heidelberg, Leipzig und München, wo er seit 1877 lebt und als selbständiger Anwalt seit 1881 tätig ist. Seine Plädoyers sind berühmt und führen ihn über München hinaus nach Hamburg, Paris, bis nach Berlin. Im Dienst der SPD legt Bernstein die Unhaltbarkeit des Sozialistengesetzes offen, im Prozess gegen den Fürsten Eulenburg wird er Verteidiger von Maximilian Harden; im „Residenzprozess“ verhilft er einem zu Unrecht Beschuldigten, dem König Ludwig II. zehntausend Mark gestohlen zu haben, zu Freispruch, er verteidigt die Bauern von Fuchsmühl, den anarchistischen Dichter Erich Mühsam, die Schriftsteller Ludwig Thoma oder Paul Lindau und setzt sich, wenn auch vergeblich, für Felix Fechenbach ein. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte Zeitschrift Simplicissimus gehören mit zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte.
Darüber hinaus ist Bernstein 16 Jahre lang Theaterkritiker bei den Münchner Neuesten Nachrichten. Ständig um die geistige Mündigkeit des Zuschauers bemüht, geißelt er jede inszenatorische Plattitüde, wobei er selbst vor Sprechfehlern keinen Halt macht, und beeinflusst so die Spielplanpolitik der Münchner Theater. Die Durchsetzung von Henrik Ibsen und Gerhart Hauptmann auf deutschen Bühnen ist ihm zu verdanken; als Privatmann und Kunstliebhaber organisiert er nicht-öffentliche Vorstellungen, um Stücke trotz polizeilichen Verbots aufführen zu können. Aber auch sonst setzt sich der in Deutschland tourende Bernstein für die neue Literatur des Naturalismus ein, indem er vieles vorwegnimmt, was später in programmatischen Schriften der literarischen Strömung festgehalten wird.
Zusammen mit seiner Frau Elsa, die unter dem Pseudonym „Ernst Rosmer“ als Dramatikerin Erfolge feiert, betreibt Max Bernstein einen literarischen Salon am Wittelsbacher Platz. In diesem verkehren Theodor Fontane, Henrik Ibsen, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann (dessen Sohn Klaus heiratet Bernsteins Tochter Eva), Thomas Mann, Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma, Frank Wedekind, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Max Halbe, Hermann Sudermann, Otto Brahm, Ricarda Huch, Eduard von Keyserling, Georg Hirth, Erich Mühsam, Klabund, Franziska zu Reventlow, Annette Kolb, Tilla Durieux, Richard Strauss und viele andere. Neben Hauptmann verbindet Bernstein vor allem mit Ludwig Ganghofer eine lebenslange Freundschaft.
Obgleich er mit dem frei gesprochenen, pointierten Wort mehr Eindruck und Wirkung erzielt als mit seinen eigenen künstlerischen Werken (etwa gegen die Lex Heinze), bleibt Bernstein der Erfolg auch hier nicht erspart: zu seinem dichterischen Œuvre zählen Erzählungen, Lustspiele und Gesellschaftstücke (D'Mali, Die Sünde, Der gute Vogel, Mathias Gollinger), aber auch in Vorträge und Gerichtsreden verstreute Aphorismen, die nie gesammelt werden. Um ein breites Publikum zu erreichen, nutzt er das Medium der Unterhaltungsdramatik und baut sozialkritische Themen und Wertvorstellungen, wie moderne Mädchenerziehung, freie Sexualität, Emanzipation, Warnung vor Antisemitismus, soziale Verantwortung, demokratische Grundeinstellung, ein. Sein Nachlass mit seinen Notizbüchern wird 1939 schließlich von den Nationalsozialisten konfisziert und ist bis heute verschollen.
Baron, Bernhard M. (2001): Oberpfälzer Literaturg'schichten. Audio-CD. Radio Ramasuri, Weiden. Text & Sprecher: Bernhard M. Baron © Radio Ramasuri.
Leyen, Friedrich von der: Bernstein, Max Ernst. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 135f., http://www.deutsche-biographie.de/pnd119257408.html, (23.10.2011).
Noack, Bernd (2007): Mit Licht und Schatten gepflastert. Elf literarische Erkundungen in Fürth (Auf den Spuren der Dichter und Denker durch Franken, 5). Schrenk-Verlag, Gunzenhausen, S. 20-28.
Wolfsteiner, Fred (1993): Die Fuchsmühler Holzschlacht 1894. Chronologie eines Skandals. Bodner Verlag, Pressath, S. 125ff.