Der Tod und die Liebe

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Kennzeichen für "Schutzhäftlinge" (United States Holocaust Memorial Museum)

Boris Pahor durchlitt bis zu seiner Befreiung neben dem KZ Dachau auch die Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen. Er trug den roten Winkel der politischen Gefangenen und, Ironie der Geschichte, das „I“ für Italiener auf der Kleidung.

Nach seiner Befreiung nahm Boris Pahor in Padua ein Studium auf, das er mit einer Promotion über den slowenischen Dichter Edvard Kocbek abschloss. Von 1953 an war er Lehrer an einem Gymnasium in Triest. Seine Erlebnisse im Konzentrationslager blieben prägend für sein Schreiben, wie sein 1955 veröffentlichter RomanVilla am See zeigt:

„Konzentrationslager, sagten Sie vorhin, nicht wahr?“ fragt sie. „Ist es denn möglich, dass alles stimmt, was man über die deutschen Lager geschrieben hat? O, diese grundverdorbene Welt, lauter Lug und Trug.“

„Aber Mama!“, rief Luciana zornig. „Er war doch dort, Mama!“ [...]

„Naja, in diesem Krieg kamen solche Gräuel vor. Es ist besser, dass man darüber gar nicht nachdenkt“, sagte sie dann. „Wenn man nur daran denkt, was die Verbrecher mit unserem Duce aufgeführt haben! O, sicher war es auch in den Lagern nicht schön, Krieg ist halt Krieg, da kann man nichts machen, doch sehen Sie, wir hatten jeden Tag deutsche Soldaten zum Mittagessen. Genau da wo Sie jetzt sitzen. Unheimlich nette Jungs. [...] Und da soll mir jemand den Bären aufbinden, sie wären für solche Gräueltaten verantwortlich. Nein, sehen Sie, es gibt Dinge, die man nicht glauben kann. Niemals!“ 

(Boris Pahor: Villa am See. Hermagoras Verlag, Mohorjeva 2009, S. 30f.)

Während in Villa am See die Erlebnisse im Konzentrationslager nur indirekt angesprochen werden, wird Pahor in seinem nächsten Werk wesentlich deutlicher. Sein autobiographischer Roman Kampf mit dem Frühling setzt sich mit der Frage des Weiterlebens der „schon einmal Gestorbenen“ auseinander. Eingebettet in eine Liebesgeschichte schildert Pahor das Leben im Konzentrationslager und beschreibt die Schwierigkeiten des Umgangs mit der Vergangenheit. 

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl