Sensationsdebüt: Tannöd

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Gut zwanzig Jahre nach dem Erscheinen von Patrick Süskinds Parfum erzielte die aus Regensburg stammende Autorin Andrea Maria Schenkel einen Sensationserfolg mit ihrem Kriminalroman Tannöd. Auch in diesem Fall handelte es sich um ein literarisches Debüt. Angeregt durch einen Zeitungsartikel schrieb die damals Vierundvierzigjährige ein Buch, das sie im Jahr 2006 in der Edition Nautilus veröffentlichte. Grundlage ist die Geschichte um den ungeklärten sechsfachen Mord auf einem abgelegenen Bauernhof, der sich am 1. April 1922 in Hinterkaifeck bei Schrobenhausen ereignet hat. Andrea Maria Schenkel verlegte den Schauplatz in die 1950er-Jahre und in den fiktiven Ort Tannöd.

Den ersten Sommer nach Kriegsende verbrachte ich bei entfernten Verwandten auf dem Land. In jenen Wochen erschien mir dieses Dorf als eine Insel des Friedens. Einer der letzten heil gebliebenen Orte nach dem großen Sturm, den wir soeben überstanden hatten. Jahre später, das Leben hatte sich wieder normalisiert und jener Sommer war nur noch eine glückliche Erinnerung, las ich von eben jenem Dorf in der Zeitung. Mein Dorf war zum „Morddorf“ geworden und die Tat ließ mir keine Ruhe mehr. Mit gemischten Gefühlen bin ich in das Dorf gefahren. Die, die ich dort traf, wollten mir von dem Verbrechen erzählen. Reden mit einem Fremden und doch Vertrauten. Einem, der nicht blieb, der zuhören und wieder gehen würde.

(Andrea Maria Schenkel: Tannöd. btb Verlag, München 2008, S. 5)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt

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