„Ich sterbe fortwährend“ – Selbstzeugnisse

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Emil Hünten: Feldpost

Gleich bei Kriegsbeginn veröffentlichte der österreichische Schriftsteller Peter Rosegger im Kunstwart einen Aufruf, in dem er jeden dazu aufforderte, von nun an ein Tagebuch zu führen, um den nachfolgenden Generationen einen unmittelbaren Eindruck dieser heroischen Zeit zu verschaffen. Tausende griffen während des Krieges zur Feder, in vielen Armeetornistern befanden sich Tagebücher, in denen auch einfache Soldaten ihre Kriegserlebnisse niederschrieben. Angesichts des Risikos, im Krieg zu fallen, war dies wohl auch der schüchterne Versuch ein wenig Unsterblichkeit einzufangen, eine Spur zu hinterlassen.

Der Erste Weltkrieg gilt als der Krieg mit dem meisten Quellenmaterial. Feldpostbriefe sollten den Daheimgebliebenen einen Eindruck vom Krieg verschaffen und wurden in großer Anzahl in Zeitungen und Anthologien veröffentlicht. Vom Leben an der sogenannten Heimatfront berichten ihrerseits die Aufzeichnungen und Briefe von Frauen. Auch Schriftstellerinnen, wie Else Lasker-Schüler, Thea Sternheim, Annette Kolb oder Franziska zu Reventlow, schrieben Tagebuch, thematisierten den Krieg in ihren Briefen oder notierten Gedanken und Erlebnisse, um das Material später literarisch zu verarbeiten.

(August 1914. Literatur und Krieg. Eine Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne. Deutsches Literaturarchiv Marbach 2014.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl