Eva von Baudissin

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Eva von Baudissin 1901

Ein vielfach wiederkehrendes Motiv in der Frauenkriegsliteratur war die Läuterung der Protagonisten durch die gemeinsame Kriegserfahrung. In Eva von Baudissins Dreiecksgeschichte In der Höhe beenden die gemeinsamen Kriegserlebnisse die Rivalität zwei Männer um eine Frau.

Sie hoben die Gläser und tranken sich zu. Lilly kam sich ausgeschaltet vor. Aber es handelte sich nicht mehr um Liebe und vergangene Liebesgeschichten, wie Gerd auch bemerkt hatte. Höheres stand auf dem Spiele. Wollte sie nicht ganz in den Staub getreten werden, so musste sie in ihrer Seele einen Widerhall der Zeit und ihrer Forderungen finden. Sie klammerte sich an diese Vorstellung, und der persönlichen Konflikt, in den der Krieg sie von neuem gestellt hatte, wurde ihr zum Symbol. Nichts als Pflichten durfte es geben; und diesen beiden Männern, zwischen denen ihr Herz einst geschwankt hatte, musste sie zeigen, die sie für sich nicht einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit verlangte. Groß wie sie beide, jenseits von jeder Leidenschaft musste sie dastehen.

(Eva Gräfin von Baudissin: Kriegskameraden und andere Erzählungen. Reclam, Leipzig 1916, S. 17.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl