Eine schicksalhafte Begegnung

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Liesl Karlstadt bei der Probenaufführung von "Das Feuerwerk" von Erik Charell & Jürg Amstein, 1952/53 (Bayerische Staatsbibliothek/Timpe)

Liesl Karlstadt erinnert sich später lebhaft an ihr erstes Aufeinandertreffen mit dem großen Komiker: „Was san denn nacha Sie, Fräulein? Was a Soubretten sans? Mit dera blechan Stimm und dem Gstell? Sie ham ja net amal an Busen! Und des is doch d' Hauptsach vo ara Soubretten! Sie tean ma schon pfeigrad leid!“ („Wie kamen die zwei bloß zusammen?“, undatierter Zeitungsausschnitt, Valentin-Karlstadt-Musäum München: Liesl Karlstadt Bühnenalbum 1.)

Obwohl zunächst beleidigt ob der offenen Kritik, folgt sie bald darauf seinem Rat, vor allem, da ein von ihm verfasstes Couplet ein großer Erfolg für sie wird.

Das Gretchen

[...]

Doch nun hab ich's überwunden
Und habe endlich einen süßen Schatz gefunden.
Dieser schöne, junge, stramme Mann
Schaut mich so liebend an,
O nimm mir diesen Stein vom Herzen,
Bereite mir nicht so viel Kummer, Sorg und Schmerzen,
Sag' es aufrichtig, hast du mich lieb,
Du kecker Herzensdieb?

(Karl Valentin: Das Gretchen. Soubretten-Couplet von Liesl Karlstadt. In: Ders.: Werke. Bd. 2: „Mich geht's ja nix an.“ Couplets. Hg. von Helmut Bachmeier und Stefan Henze. Piper Verlag, München und Zürich 2007, S. 91.)

Im Juli 1913 spielt sie zum ersten Mal mit einer eigenen Nummer an der Seite Valentins. Kurz darauf folgt der erste gemeinsame Auftritt des Paares im Alpensängerterzett „Alpenveilchen“. Hier singt Liesl Karlstadt als naive Bergschönheit voll Inbrunst:

Und der Vater hat neulich der Dirn
A Birn aufig'worfa aufs Hirn,
Jetzt tuat der Dirn
'S Hirn weh von der Birn.
Denn a so a Birn
G'spürt ma auf der Stirn,
Drum wirft der Vater der Dirn,
Koa oanzige Birn mehr auf's Hirn.

(Gerhard Pallmann [Hg.]: Karl Valentins Panoptikum. Neun Stegreifkomödien. Piper Verlag, München und Zürich 1952, S. 23.)

Nun ändert Elisabeth Wellano zum letzten Mal ihren Künstlernamen. In Anlehnung an den bekannten Münchner Humoristen Karl Maxstadt, Valentins großes Vorbild, nennt sie sich Liesl Karlstadt.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl