Ménage-à-trois: Franz Hessel – Helen Grund – Henri-Pierre Roché

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Café du Dôme, Paris

Eine der wohl berühmtesten Dreiecksbeziehungen des 20. Jahrhunderts führt der am 21. November 1880 in Stettin geborene Franz Hessel. Aufgewachsen in einer großbürgerlich-liberalen jüdischen Familie in Berlin, bringt ihm der frühe Tod des Vaters 1900 finanzielle Unabhängigkeit. 1903 zieht er zum Studium nach München und wird Teil der Schwabinger Bohème. 1906 übersiedelt er nach Paris und wird Stammgast im Café du Dôme am Montparnasse, wo er den Schriftsteller und Kunstsammler Henri-Pierre Roché trifft, der sein bester Freund wird.

Geboren am 28. Mai 1879 in Paris, pflegt Roché beste Kontakte zur Kunstszene und ist mit Pablo Picasso, Gertrude Stein und Marcel Duchamp befreundet. Ansonsten ist er ein Egomane, begeistert von sich selbst und Mittelpunkt zahlreicher zwischenmenschlicher Dramen. Im Herbst 1912 lernt Franz Hessel im Café du Dôme die Berlinerin Helen Grund kennen.

Grund, am 30. April 1886 in Berlin geboren, ist Malerin und hat unter anderem bei Käthe Kollwitz studiert. Sie ist ein Freigeist, geht ihren eigenen Weg und nimmt sich, was sie will. Zusammen mit zwei Freundinnen ist sie nach Paris gekommen, um die hiesige Kunstszene kennenzulernen. Franz Hessel zeigt ihr die Stadt und macht sie auch mit seinem Freund Henri-Pierre Roché bekannt. Von all den Liebschaften, die sie später während ihrer Ehe mit Franz Hessel pflegt, wird diese die intensivste sein und ihr am meisten abverlangen.

Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich Dich liebe – mein Blut sucht Dich  my breath steigt zu Dir empor. Das ist unerschöpflich.

Hilf mir zu leben, fröhlich zu sein. Manchmal stelle ich fest, dass Du mir das „Abenteuer“ in meinem Leben genommen hast.

Ich habe das Bedürfnis, mit Deinem Brief auf der Haut einzuschlafen und dass die schönen zärtlichen Worte sich vermischen, sich rollen und mir kaleidoskopartig sagen: Pierre liebt dich – endlos lange und in allen Variationen.

(Helen Grund an Henri-Pierre Roché, Berlin 15. November 1922. In: Peteuil, Marie-Francoise [2013]: Helen Hessel. Die Frau, die Jule und Jim liebte. Eine Biographie. Schöffling & Co., Frankfurt am Main, S. 169.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl