Drama in Bad Bocklet

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Auguste Böhmer

Im März 1800 erscheint Schellings bedeutende Schrift System des transzendentalen Idealismus in der sich Naturphilosophie und Transzendentalphilosophie zu einem System ergänzen. Doch Caroline macht ihm Sorgen. Sie ist an Nervenfieber (wahrscheinlich Typhus) erkrankt. Im Mai 1800 reisen Caroline und ihre 15-jährige Tochter aus erster Ehe, Auguste Böhmer, zur Kur nach Bad Bocklet in Unterfranken. Durch die Fürsorge ihrer Tochter kommt Caroline wieder zu Kräften. Auguste informiert Schelling, den sie „Mull“ nennt, in einem Brief über Carolines Gesundheitszustand: 

Ich danke Dir recht sehr für das Mittel, was Du mir an die Hand gegeben hast, Mütterchen zu amüsieren, es schlägt herrlich an, wenn ich auch noch soviel Narrenposse treibe, sie zu unterhalten und es will nicht anschlagen so sage ich nur „wie sehr er dich liebt“, du sie wird gleich mullig, das erstemal, als ich es ihr sagte, wollte sie auch wissen, wie sehr Du sie denn liebtest, da war nun meine Weisheit aus, und ich half mit nur geschwind damit, dass ich sagte: mehr als alles, sie war zufrieden, und ich hoffe, Du wirst es auch sein. 

(Eckart Klessmann: „Ich war kühn, aber nicht frevelhaft“. Das Leben der Caroline Schlegel-Schelling. List, Berlin 2009, S. 223.)

Doch während sich Caroline erholt erkrankt Auguste an der Ruhr. Schelling, der den Künsten der Badeärzte nicht traut, wendet eigene Heilmethoden an, doch am 12. Juli 1800 stirbt die 15-Jährige. Rasch machen Vorwürfe die Runde, Schelling habe durch seinen Dilettantismus den Tod des Kindes verursacht. Die verzweifelte Mutter sieht im Tod ihres Kindes ein Sühneopfer für ihre Liebe zu Schelling. Sie gelobt, in ihm fortan nur mehr einen Sohn zu sehen und bittet ihren Vertrauten Johann Wolfgang von Goethe, sich um ihn zu kümmern:

Er ist durch eine Verkettung von gramvollen Ereignissen in eine Gemüthslage gerathen, die ihn zu Grunde richten müßte, wenn er sich ihr auch nicht mit dem Vorsatz hingäbe sich zu Grunde richten zu wollen. [...] Reichen Sie ihm in Ihrem Namen die Hand. [...] Lassen Sie ihn nur wissen, dass Sie die Last auf seinem Herzen und eine Zerrüttung in ihm wahrnehmen, die ihm nicht ziemt, und wenn das Geschick auch noch so ausgesucht grausam ist. Lassen Sie ihn einen hellen festen Blick auf sich thun. Sie werden durch jeden Wink auf ihn wirken, denn er mag noch so verschlossen und starr erscheinen, glauben Sie nur, sein ganzes Wesen öffnet sich innerlich vor Ihnen, wenn Sie sich ihm zu wenden [...]

(Caroline Schlegel an J.W. v. Goethe 26. November 1800. In: Sabine Appel: Caroline Schlegel-Schelling. Das Wagnis der Freiheit. Eine Biographie. Verlag C. H. Beck, München 2013, S. 234f.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl