Dein Leben und Tun ist mir heilig: Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Caroline Schlegel-Schelling

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Friedrich Wilhelm Joseph Schelling nach einem Ölgemälde von Christian Friedrich Tieck, um 1800

Der am 27. Januar 1775 im württembergischen Leonberg geborene Mitbegründer der Naturphilosophie Friedrich Wilhelm Joseph Schelling studiert gemeinsam mit Friedrich Hölderlin und Georg Friedrich Wilhelm Hegel in Tübingen am theologischen Seminar, wo er 1792 über den Ursprung des Bösen in der Menschenwelt promoviert. Ab 1794 verfasst er selbst philosophische Schriften. 1796 geht er zum Studium der Naturwissenschaften und Mathematik nach Leipzig. Im Oktober 1798 wird Schelling auf Vermittlung Goethes außerordentlicher Professor in Jena. Hier entsteht ein reger Kontakt zu Goethe, Schiller, Fichte und dem Kreis der Romantiker um Ludwig Tieck. Und er lernt die Frau seines Lebens kennen: Caroline Schlegel, Ehefrau des Schriftstellers und Shakespeare-Übersetzers August Wilhelm Schlegel.

Die hochgebildete Frau ist eine außergewöhnliche Erscheinung, begabt und unkonventionell. Geboren am 2. September 1763 in Göttingen als Tochter des Orientalisten Johann David Michaelis hatte sie durch ihr selbstbestimmtes Liebesleben und ihre revolutionär-demokratischen Ansichten mehr als einen Skandal provoziert und leidet unter politischer Verfolgung und gesellschaftlicher Ächtung zugleich. Dennoch ist ihr Haus in Jena Treffpunkt der Geistesgrößen ihrer Zeit. Schelling und die 12 Jahre ältere Caroline verlieben sich unsterblich ineinander. Es folgt eine jahrelange, von Schlegel geduldete, Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen. Erst nachdem Caroline Schlegel am 17. Mai 1803 von ihrem Mann geschieden wird, können die beiden am 26. Juni 1803 heiraten. Zum Wintersemester 1803/1804 geht Schelling als Professor nach Würzburg, 1806 ziehen die beiden nach München, wo Schelling Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Generalsekretär der neugegründeten Akademie der Bildenden Künste wird. 1808 ernennt ihn die physikalisch-medizinische Sozietät in Erlangen zum Ehrenmitglied, er wird Ritter des bayerischen Zivildienstordens.

Am 7. September 1809 stirbt Caroline nach kurzer Krankheit. Schelling stürzt in eine tiefe Depression. Am 11. Juni 1812 heiratet er in Gotha die 23-Jährige Pauline Gotter, die Tochter von Carolines bester Freundin, mit der er sechs Kinder bekommt. Eine seiner Töchter erhält dem Namen Caroline. 1821 folgt er einem Ruf nach Erlangen, kehrt aber 1827 nach München zurück wo er zum Generalkonservator der wissenschaftlichen Staatssammlungen und zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften ernannt wird. 1835 überträgt ihm König Ludwig I. die Erziehung von Kronprinz Maximilian. 1841 wird Schelling als Nachfolger Hegels nach Berlin berufen, wo ihm allerdings nur mehr wenig Erfolg beschieden ist. 1846 beendet er seine Lehrtätigkeit. Er stirbt am 20. August 1854 in Bad Ragaz in der Schweiz.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

Sekundärliteratur:

Appel, Sabine (2013): Caroline Schlegel-Schelling. Das Wagnis der Freiheit. Eine Biographie. Verlag C. H. Beck, München.

Baumgartner, Hans Michael; Korten, Harald (1996): Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Verlag C. H. Beck, München.