Die Romanheldin: Die Geier-Wally

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Wilhelmine von Hillern um 1905, Fotografie.

Die Geier-Wally ist wohl der berühmteste Roman der bayerischen Schriftstellerin Wilhelmine von Hillern. 1873 veröffentlicht, literarisiert er das Leben der Tirolerin Anna Stainer-Knittel. Diese hatte im Alter von 17 Jahren in einer Felsenwand hängend einen Adlerhorst ausgenommen. Diese gefährliche Aufgabe zum Schutz der Schafe war bisher nur von Männern durchgeführt worden. Nachdem es im Jahr zuvor beinahe zu einem Unglück gekommen wäre, verweigerten sich die Männer des Dorfes. Anna Stainer-Knittel hingegen holte den jungen Adler unerschrocken aus seinem Nest und zog ihn auf. Wilhelmine von Hillern sah in einem Schaufenster in Innsbruck ein Selbstporträt von Anna Stainer-Knittel, das sie am Seil hängend beim Adlernest zeigte. Nach Gesprächen mit der jungen Frau verarbeitete von Hillern deren Geschichte zu einem dramatischen Heimatroman in dessen Mittelpunkt Walburga Stromminger, unbeugsame Tochter eines reichen Bauern aus dem Ötztal, steht, die für Freiheit, Selbstbestimmung und Liebe einen hohen Preis bezahlt.

S is das schönste und stärkste Madel in ganz Tirol und furchtbar reich, und die Buab´n lassen sich von ihr heimjagen, dass a wahre Schand is. Keiner hat die Schneid, dass er ihr amal´n Meister zeigen tät! Spröd sei sie wie a wilde Katz und so stark, dass die Buab´n behaupten, s´könn´ sie keiner zwinge – wenn ihr einer z´ nah kommt, schlagt s´ ihn nieder.

(Wilhelmine von Hillern: Die Geier-Wally. Eine Geschichte aus den Tiroler Alpen. Fackelverlag, Olten u.a. 1964, S. 7)

Wilhelmine von Hillern verlegte die Geschichte aus dem Lechtal in das touristisch bekanntere Ötztal und fabulierte eine Liebesgeschichte hinzu. 1875 wurde der Roman in Fortsetzung in der Deutschen Rundschau erstmals veröffentlicht, ehe er 1878 in Buchform erschien. Der Roman erlangte internationale Berühmtheit und wurde in elf Sprachen übersetzt.

(Reichart, Helga [1991]: Die Geierwally. Leben und Werk der Malerin Anna Stainer-Knittel. Haymon Verlag, Innsbruck)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl