Michael Heigl im modernen Roman

Der Schriftsteller Harald Martenstein erzählt in seinem 2007 erschienen Roman Heimweg die Geschichte des Kriegsheimkehrers Josef, der in Russland hinter der Front zwei Menschen ermordet hatte und nun große Schwierigkeiten hat, sich in der Realität der jungen Bundesrepublik und in der Ehe mit seiner lebenslustigen Frau Katharina zurechtzufinden. Die über mehrere Generationen hinweg, von einem Ich-Erzähler aufgerollte Familiengeschichte erwähnt als einen der großen Vorfahren der handelnden Familie Michael Heigl, den Räuber vom Kaitersberg:

Alfons´ Großvater, der Urgroßvater von Katharina, mein Urururgroßvater, war der Heigl, ein berühmter Räuber und Wilderer aus den bayerischen Wäldern. Michael Heigl wurde auch der bayerische Robin Hood genannt. Beweisen lässt diese Abstammung sich nicht. Fest steht, dass Alfons´ Großmutter als Komplizin des Heigl zu zehn Monaten Zwangsarbeit verurteilt wurde [...].

In der Epoche der letzten Räuber, als die Wälder noch dicht genug waren, um sich in ihnen zu verstecken, und die Waffen schon gut genug, um ohne Mühen vergangener Jahrhunderte jagen zu können, ist Heigl neben dem Schinderhannes der Größte seiner Art gewesen. [...]

Alles in allem ist er ein maßvoller und vernünftiger Räuber gewesen. Schwerer als der materielle Schaden wog in den Augen der Regierung der ideelle Schaden, der durch seine Unverfrorenheit entstand.

(Harald Martenstein. Heimweg. Roman. btb Verlag, München, S. 63-70)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl