Hau den Lukas

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Bayerischer Lukas des Schaustellers Ernst Mathien Ende der 1920er Jahre. Fotosammlung, ZBE B0058 (Stadtarchiv München)

Beim Lukas herrscht die Kraft, hier paradiert das „Muskelschmalz“. Wer mit dem schweren Schlegel so auf den Pflock haut, daß der Eisenschieber die Stange hinauffährt wie ein geölter Blitz und oben die Kapsel krachen läßt, der ist der Held, der bekommt die Medaille. Der Hamburger Zimmermann wetteifert mit dem Münchner Pflasterer um die Palme. Krach-Krach-Krach. – Ein sachverständiger Zuschauerkreis begutachtet jeden Schlag – [...] Auch eine Schöne betritt kraftgeschwellt den Ring und ergreift den Hammer, also demonstrativ für das Frauenrecht eintretend. [...] Und schon saust der Schlegel, von zarter Frauenhand geführt auf den Pflock – Krach! Triumph der Venus!

Julius Kreis: Oktoberfest-Bilderbogen. In: Das Bayerland, 40. Jg., Pfaffenhofen 1929

 

Gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts ein Haut-den-Lukas – (das ist so ein althergebrachter Kraftmesser, wo du unten mit einem Holzbeil auf einen Bolzen draufhaust, und dann saust ein anderer Bolzen an einer Stange in die Höhe, und wenn dann dieser andere Bolzen die Spitze der Stange erreicht, dann knallt es und dann wirst Du dekoriert, und zwar für jeden Knall mit einem Orden).

[...]

Karoline: Wenn Du so traurig bist, dann werde ich auch traurig.
Kasimir: Ich bin kein trauriger Mensch.
Karoline: Doch. Du bist ein Pessimist.
Kasimir: Das schon. Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist. (Er lässt sie wieder stehen und haut abermals auf den Lukas; jetzt knallt es dreimal, er zahlt und bekommt drei Orden; dann nähert er sich Karoline.) Du kannst natürlich leicht lachen. Ich habe es Dir doch gleich gesagt, dass ich heut unter gar keinen Umständen auf dein Oktoberfest geh. Gestern abgebaut und morgen stempeln, aber heut sich amüsieren, vielleicht gar noch mit lachendem Gesicht!

Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline (1932). Reclam Verlag, Stuttgart 2009

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

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