Doch das Leben hielt mich fest und suchte mir zu zeigen, dass ich nicht das sei, wofür ich mich so oft gehalten, eine Überflüssige. (Erinnerungen einer Überflüssigen, S. 246)

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Neue Pinakothek München, 1911 (Foto: Privatbesitz)

Lena Christ wurde 1911 Diktatschreiberin bei dem Schriftsteller Peter Jerusalem (Benedix). Fasziniert von ihrer Erzählkunst ermutigte er sie zur Niederschrift ihrer Lebensgeschichte. Ein großer Teil der Erinnerungen einer Überflüssigen entstand auf einer Parkbank vor der Neuen Pinakothek. Dort wartete Lena Christ auf ihren neuen Lebensgefährten, der in der Nähe unterrichtete, und schrieb hochkonzentriert an ihrem Manuskript. „Da saßen auf den Bänken Mütter mit ihren eigenen oder Dienstboten mit den ihnen anvertrauten Kindern, die keinen geringen Lärm machten. Sie juchzten, schrien und weinten, Mütter und Wärterinnen unterhielten sich oder fingen die Ausreißer ein, wenn diese auf die Straße hinauslaufen wollten, wo Wagen fuhren und Trambahnen, die lärmend vorüberrollten. All das störte die Schreiberin nicht“, erzählt Peter Benedix. „So weit war sie dabei  fort, dass sie des öfteren mich nicht bemerkte, der ich schon eine Weile in der Nähe stand und ihrem Schreiben zusah.“ (Peter Benedix, Der Weg der Lena Christ, S. 22)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt