Orlando di Lasso über München III

Bis Sonntag wird Feiertag sein und die Sch...-Komödie zieht sich in München hin über die Zeit, in der Spaß mit der Dummheit der verrückten Einwohner getrieben wird. Horatio Brevis studiert und lernt auf der Viola kratzen, ich würde eher ein hübsches kleines Mädchen fiedeln. Wenn der Garten von Euer Gnaden grün wird, so wird meiner auch nicht grau eben – ich möchte nicht als Kapuziner leben ... Wenn die Prozession in Landshut am Donnerstag herumgeht, geht sie in München auch nicht bloß geradeaus; wenn der Rosenkranz nicht ganz ist, dann deshalb, weil er geteilt ist – Gott gebe uns ein Paradies. Ich habe Madame in München gesehen, mit dem reizenden kleinen Maximilian. Weiter habe ich Euer Gnaden nichts zu schreiben, nachdem ich Euch untertänigst und Madame pflichteifrigst die Hand geküsst habe. Ob die fraises gut zu sehen sind - ich schweige darüber, wenn ich nichts sage. Aus München den Tag, die Stunde, die Minute, den Augenblick, den ich nicht möchte, schon im Gewände, durch Gottes Güte gut imstande.

E.F.G, Öffentlicher Geheimschreiber, Orlando Magnifico

Orlando di Lasso an Herzog Wilhelm, Brief vom 30. Mai 1575 (Zit. n. Horst Leuchtmann: Orlando di Lasso. Briefe. Wiesbaden 1977, S. 149)

 

Orlando di Lasso (1532-1594), belgischer Komponist; Aufenthalt in München: ab 1557

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek