Die Engagierte ohne Punkt und Komma: Meike Harms

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© Gabriele Bieler, Poetry Slam München, Planet Slam

Hab ich die Wahl, dann fackel ich nicht lang. Wähle den unbeschrankten Gedankenübergang. Ich bin der kleine plappernde Kaplan, nur ohne poppiges, peppiges Papplakat. Der wörterspuckende Vokabelvulkan, die wabernde Laberlampe von Faselformat. Die ununterbrochene Pressesprecherin des organisierten Zungenverbrechens. Denn meistens rede ich ohnehin ohne Punkt und Komma. Da kann kommen, was will.
(2:44-3:09 min)

Auch wenn es bei diesem Auszug aus Meike Harms' (*1982) Text Komma, aufn Punkt vielleicht nicht so scheint, zeigt sie sich in der Regel eher bescheiden und macht kein großes Tamtam um sich und ihre Person. So schreibt sie beispielsweise auf ihrer Facebook-Seite schlicht: „Ich trage Gedichte vor und stelle mich dazu auf eine Bühne. Meist ist Publikum anwesend. Dann ist es Poetry Slam“.

Und das kann sie gut. Seit 2011 nimmt sie regelmäßig an Slams teil und ist seitdem eine konstante Größe in der Münchner Szene. 2014 wird sie Bayerische Meisterin. Auch beruflich hat sie mit Texten zu tun und unterrichtet als Poesiepädagogin in den verschiedensten Einrichtungen kreatives Schreiben. Nebenbei hält sie Poetry-Slam-Workshops in der Schauburg ab und veranstaltet gemeinsam mit Markus Berg regelmäßig die Lesebühne „Dichter ran ans Wort“ in Ismaning.

In ihren Texten geht es um Freiheit und Bienen, um isländische Sommer und die Herkunft des Lebens, manchmal gleichzeitig um linguistische Fachbegriffe und um Sex. Und wann immer es passt und sie das Gefühl hat, ihre angenehme Alt-Stimme könnte auf Dauer ein wenig eintönig werden, baut sie mit großem Talent Beatbox-, Dialekt- oder Tierstimmenelemente in ihre Auftritte mit ein, als hätte Sie nie etwas Anderes gemacht.

Verfasst von: Marina Babl

Sekundärliteratur:

SZ-Artikel (Januar 2017)

Meike Harms' Facebookauftritt