Die wichtigsten Münchner Slam-Reihen im Überblick

Als die Nachfrage nach Slam-Angeboten in München immer größer wird, sind Rayl Patzak und Ko Bylanzky maßgeblich an der Etablierung weiterer Slam-Reihen beteiligt. Während sich Patzak irgendwann aus gesundheitlichen Gründen aus der Szene zurückzieht, ist Bylanzky heute Organisator und Moderator der meisten Poetry Slams in München und auch einiger aus dem Umland.

Vieles wurde ausprobiert in den Jahren seit 1996. Manche Formate konnten sich konstant und erfolgreich bis heute halten oder haben sich wie der berühmte Poetry Slam im Substanz gar zur größten regelmäßig stattfindenden Poetry-Slam-Veranstaltung Europas herausgebildet. Andere Reihen, wie zum Beispiel der Slam Train, ein Poetry-Slam-Abend in einer Sonder-U-Bahn, hielten sich nur für gewisse Zeit.

Heute im Jahr 2020 ist die Slam-Landschaft in München sehr ausdifferenziert und versucht, die verschiedensten Sparten und Vorlieben der SlammerInnen und des Publikums abzudecken. „Für jeden Topf einen Deckel“ – dieses Prinzip ist Ko Bylanzky dabei sehr wichtig. Im Folgenden wird immer wieder auf das Bezug genommen, was er dem Literaturportal in einem Interview im Mai 2019 über die verschiedenen Slam-Formate und deren Entwicklungen erzählt hat. Klar ist, dass es sich bei dem folgenden Überblick nur um eine unvollständige Momentaufnahme handeln kann, denn die Szene ist groß und schnelllebig.

Ausdifferenzierung und Nachwuchsförderung

Zunächst hatte es nur den Poetry Slam im Substanz gegeben, doch irgendwann merkte man, dass das hohe Niveau dort nicht für alle Slammerinnen und Slammer geeignet war. So konzipierte man ein Format mit geringerer Fallhöhe, in dem man sich erst einmal ausprobieren konnte – die Kiezmeisterschaft im Stragula. Bei dieser Low-Budget-Veranstaltung, die seit Oktober 2004 einmal im Monat stattfindet, können alle Personen teilnehmen, die sich vorab in eine offene Liste eintragen. Pro Auftritt sind maximal fünf Minuten vorgesehen, weshalb die Reihe auch den Beinamen „Münchens schnellster Slam“ trägt.

Als nächstes kam die Zusammenarbeit mit der Schauburg dazu. Jugendliche ab 14 Jahren können sich im Rahmen von Workshops mit bekannten Slammerinnen und Slammern im Schreiben eigener Texte ausprobieren, diese beim eigens veranstalteten U20-Slam live präsentieren und so ein Gespür dafür entwickeln, ob ihnen Poetry Slam liegt und Spaß macht oder auch nicht. Bei Bless the Mic in der Glockenbachwerkstatt trifft an jedem ersten Montag im Monat Poesie auf HipHop. Slammerinnen und Slammer bis 25 Jahre aus der lokalen Slam-Szene duellieren sich um das goldene Mikrophon; die goldene Winkekatze geht an den besten Rapper des Abends.

Die Idee des Alterslimits sei auch hier, jungen Slammerinnen und Slammern, die vielleicht auch schon aus der U20-Szene rausgewachsen sind, einen geschützten Raum zu bieten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich Stück für Stück an immer größere Bühnen vorzuwagen, so Bylanzky. Er spricht von einem „pyramidenartigen Aufbau“, der es den Auftretenden ermöglicht, klein und ohne viel Druck bei verschiedenen Basisveranstaltungen anzufangen und sich auszuprobieren, um sich dann Stück für Stück nach oben zu arbeiten und bei größeren Events aufzutreten. So hat sich in der Münchner Szene ein gut funktionierender Prozess entwickelt, der immer wieder Nachwuchs für die eigenen Bühnen ausbildet.

Zu den größeren und stets sehr gut besuchten Bühnen zählt dabei auch der Isar Slam im Ampere. Er wird seit Jahren gemeinsam von Pierre Jarawan und Ko Bylanzky moderiert und ist aufgrund der Möglichkeit, die Tickets schon im Voraus zu reservieren, oft schon Tage oder gar Wochen vorher ausverkauft. Zwei Drittel der Gäste sind geladen, die verbleibenden Startplätze werden unter allen Interessierten, die sich selbst angemeldet haben, ausgelost. Eine zufällig bestimmte Jury aus dem Publikum bewertet die Auftritte.

Noch relativ neu und der erste seiner Art ist der bayrische Mundart-Slam „Wer ko der ko“ im Hofspielhaus präsentiert von Ko Bylanzky und Moses Wolff. Einmal im Monat wird so seit Februar 2018 in der bayerischen Landeshauptstadt auch dem Dialekt eine Poetry-Slam-Bühne gegeben.

Weitere Slam-Reihen, die regelmäßig, wenn auch in selteneren Abständen, stattfinden und ebenfalls von Ko Bylanzky mitorganisiert werden, sind beispielsweise der Best of Poetry Slam im Volkstheater, die jährliche Stadtmeisterschaft ebenfalls im Volkstheater sowie die Deutsche Box Poetry Slam Meisterschaft im Ampere.

Eine der wenigen Poetry-Slam-Veranstaltungen, bei denen Bylanzky nicht seine Finger mit im Spiel hat, ist der Schwabinger Poetry Slam im Lustspielhaus. Seit 2012 lädt der Autor, Kabarettist, Slammer, Slammaster und Moderator Bumillo meist monatlich bekannte Slammerinnen und Slammer aus dem deutschsprachigen Raum in den Kabaretttempel am Rande des Englischen Gartens ein. Dabei gibt es immer auch einen Special Guest aus den Bereichen Musik, Stand-up-Comedy oder Team-Poetry.

Bedarf gedeckt?

Neben diesen großen, regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen ist auch die Zahl der Einzelveranstaltungen groß. Manchmal mit Motto, manchmal ohne organisieren unter anderem die Münchner Universitäten, Studentenwohnheime und verschiedenste Institutionen und Vereine immer wieder Slam-Events. Auch bei den zahlreichen Kabarettveranstaltungen und Lesebühnen Münchens kann man Slammerinnen und Slammer mit ihren Texten antreffen. Da solche Abendveranstaltungen aber in der Regel ohne Wettbewerb ablaufen, gelten sie im strengen Sinne nicht als Poetry Slam.

All dies zeigt: Das Slam-Angebot in München zeichnet sich durch eine beachtliche Größe und Vielfalt aus und wer es darauf anlegt, kann problemlos mehrmals pro Woche zu verschiedenen Poetry-Slam-Events gehen. Die Veranstalter stehen dabei stets vor der Herausforderung, dass sowohl das Publikum als auch die Slammerinnen und Slammer endlich sind.

Ko Bylanzky hält das Publikumsinteresse mit der aktuellen Münchner Angebotspalette für ausgereizt. Gleichzeitig gebe es grundsätzlich „zu viele Slams für zu wenig Slammer“. Und so stellt sich im nächsten Schritt die Frage: Wer sind eigentlich die großen und bekannten Slammerinnen und Slammer Münchens?

Verfasst von: Marina Babl